Papa Roach: Vaterfreuden
Ganz der Papa Roach - und auch wieder nicht. Denn das kalifornische Nu Metal- Quartett gibt auf seinem neuen Album dem Rock den Vorzug vordem HipHop.
Nachwuchs beim Papa Roach – die vier kalifornischen Nu-Metal-Durchstarter machen ihrem Namen alle Ehre und setzten im vergangenen halben Jahr in die Welt: eine Tochter, einen Sohn, ein neues Album-Baby. Papa Roach – eine reine Familienangelegenheit?“.Ich weiß, wie abgegriffen sich das anhört: Wir sind wie eine Familie, wie Brüder, wie Schwestern, bla bla“, gibt Gitarrist Jerry Horton zu: „Aber – bei uns ist das mal nun wirklich so. Wenn wir Vier zusammen sind, das ist einfach…wunderbar. Was um Gottes willen nicht heißen soll, dass wir ständig und dauernd wie siamesische Vierlinge aneinander kleben. Ich habe jetzt gerade ein paar Tage frei und genieße es, meine Ruhe zu haben von dem ganzen Papa Roach-Kram Vor allem wenn ich an die bevorstehende Tour denke, wo du dauernd Leute um dich host und nicht ausbrechen kannst.“
Aber es hilft niChtS, Papa Roach müssen raus und Geld verdienen, denn hungrige Mäuler fordern Brot. Am 14. Januar ist Bassist Tobin Esperance Vater einer Tochter (Eva Isabella) geworden, Ende März bekam Sänger Coby Dick Nachwuchs: Makaile Cielo heißt der Sohnemann.Und mit Nachnamen Shaddix – wie der Papa, der sich künftig auch ganz bürgerlich Jacoby Shaddix rufen lassen will und nicht mehr Coby Dick. Kein Wunder, wer heißt schon gerne „Schwanz“, außer in der Spätpubertät. Und aus der wollen Jerry Horton, Tobin Esperance, Jacoby Shaddix und Dave Buckner (Drums) mit dem zweiten Majoralbum „Lovehatetragedy“ langsam herauswachsen. Mehr Rock, weniger Rap und ein bisschen Experimentierfreude ist das Ergebnis auf der von Brandan O’Brien (Pearl Jam, Rage Against The Machine – Horton: „Unser absoluter Wunschpartner“} produzierten Platte. Die leichte Kurskorrektur ist jedoch nicht die Folge eines konkreten Masterplans, betont der Gitarrist: „Wir hoben uns nicht zusammengesetzt und eine neue Richtung beschlossen. Es ergab sich einfach so in der Entstehungsphase des Albums. Wir wollten auch nicht unbedingt ein Statement damit abgeben oder so. Wir haben unsere Music schon immer Rock genannt oder Rock’n’Roll. Dass sich die HipHop-Einflüsse auf diesem Album etwas zurückgezogen haben, ist das Ergebnis eines natürlichen Entwicklungsprozesses.“
Ein Prozess, der 1993 m nordkalifornischen Städtchen Vacaville begann – auf der örtlichen Highschool in der nicht alltäglichen Besetzung Schlagzeug, Bass, Gesang und – Posaune. Coby Dick und Dave Buckner sind von Anfang an dabei, ebenso der eigenwillige Name. Nach der ersten Independent-Platte „Caca Bonita“ (1995) steigen Jerry Horton und Tobin Esperance ein. Es folgen die Alben „Old Friends From Young Years“ (1997), „Let ‚Em Know“ (1999). dazwischen die EP „5 Tracks Deep (1998) und endlich ein Majorvertrag. Das von Jay Baumgardner produzierte Werk „Infest“ erwischt die Rap-Metal-Welle genau an der richtigen Stelle und surft locker zu 3,5 Millionen verkauften Einheiten alleine in den USA, getragen von einem druckvollen Nu-Metal-Rap-Gemisch mit den nötigen Prisen Pop, Eigenständigkeit und angedachte Schrägheit. Wie kommt diese eruptive Dynamik zustande? Jerry Horton klärt auf: „Im Grunde genommen sind wir immer noch eine Highschool-Band: Bei uns ist das Wichtigste, doss die Hausaufgaben gemacht werden, hehe. Wir erwarten voneinander, dass jeder zu Hause etwas entwickelt und sich ein paar Gedanken macht. Wenn wir dann zusammenkommen, stellen wir uns gegenseitig unsere Songs oder Bruchstücke vor, und was bei allen Anklang findet, wird gemeinsam weiterentwickelt. Das Musikmachen hat bei Papa Roach in der Tat ziemlich stark den Charakter von Arbeit. Wir sind keine spontanen Genies.“
Aber Wie gesagt – eine Familie. Daher halten sich auch laute Streitereien und stumme Grabenkriege in erträglichen Grenzen. Papa Roach hat vier Köpfe, wie Horton erläutert: „Ich kann das absolut nicht leiden, wenn bei Bonds einer den Chef spielt. Wir stehen alle auf der Bühne, also sollten auch alle hinter den Entscheidungen stehen, die getroffen werden müssen.“ Eine gesunde Einstellung – wie so oft bei Papa Roach, einer Band, die sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. Zumindest nach außen hin. Horton: „Ich lasse mich nicht verrückt machen, was das neue Album betrifft. Es ist ja nur unser zweites Major-Album, nicht unser zweites überhaupt. Den Druck, den wir spüren, der kommt von innen, von uns selbst. Wir wollen bessere Musiker werden, noch mehr Energie in die Show legen. Unter diesem Druck stehen wir, und nur so kommen wir als Musiker weiter. Und vielleicht auch als Menschen.“
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