Brendan Benson: Er lebt in Detroit, arbeitet mit den White Stripes und belebt das Singer/Songwriter-Genre mit Punk-Attitüde
Zwei Stunden vor seinem ersten großen Auftritt in London macht sich bei Brendan Benson langsam Nervosität bemerkbar. Als seine Bandkollegen „The Wellfed Boys“ an die Scheibe eines Cafes in Camden klopfen, um ihren schüchternen Sänger zum Soundcheck zu bitten, lächelt er ihnen versonnen zu und bleibt sitzen. Ein volles Glas Wein, das er nach langem Hin und Her bestellt hat, schiebt er weit von sich, während er über eine Frage nachdenkt. „Das ist alles Zufall“, beschließt er endlich. „Wenn du einen meiner Songs gut findest, ist die Chance groß, dass mir dabei Jason Falkner geholfen hat.“ Doch die sporadische Unterstützung durch das ehemalige Jellyfish-Mitglied kann nicht wirklich erklären, warum nebenan nach und nach Vertreter der englischen und Detroiter Musikpresse, internationale Abgesandte der Plattenfirma V2 sowie The White Stripes eintrudeln. Auch wenn es Benson selbst kaum glauben kann – seit der Veröffentlichung der hervorragenden „Folk Singer“-EP im Juni zählt der Detroiter zu den vielversprechendsten Rock-Talenten der jungen amerikanischen Szene. Als er im Londoner „Barfly “ die Songs seiner neuen LP „Lapalco“ vorstellt, präsentiert er sich als „fertiger Spieler“, wie man im Fußball sagen würde: Er hat nicht nur ein verlässliches Gespür für clevere Songs mit kurzweiligen Arrangements, er besitzt mit einer eigenen Mischung aus Souveränität und Verletzlichkeit auch eine Bühnenpräsenz, die ihm erlaubt, ehrlichen Kontakt zum Publikum zu wagen. Stimmt er Songs aus seinem ‚lost classic‘-Album „One Mississippi“ an „Virgin haben mir 1996 viel Geld geboten. Dann konnte ich nicht schnell genug viele Exemplare verkaufen, und so wurde die Platte lallen gelassen“-, vergisst er so lange die Akkorde, bis ein Fan einspringt und die Zugabe nach Hause schaukelt. Musikalisch hört man Benson die LPs seiner Eltern an: „Die haben großartigen Rock’n’Roll gehört. Stooges und TRex. Am meisten hat mich aber Bowies ‚Diamond Dogs‘ berührt. so Benson, der im Heimstudio mit Jack White bereits diverse Sessions aufnahm. „Das darf man nicht ernst nehmen. Er kommt zu mir rüber, und wir spinnen ein bisschen auf der Gitarre rum.“ Wir werden sehen.