The White Stripes Berlin, Columbiahalle
Der Wer-hätte-gedacht-dass-zwei-Leute-solchen-Lärm- machen-können-Effekt in Rot und Weiß.
Es gibt wenige Anlässe, zu denen man heute noch eine schwarzrotweiß gestreifte Motorradlederjacke aus den Siebzigern ausführen kann. Ein Konzert der White Stripes ist einer, zumal sich nicht nur der größte Teil des Publikums in der hoffnungslos ausverkauften Columbiahalle an den Dresscode „Pommes Schranke“ hält – nein, sogar die Kabel auf dem Bühnenboden sind rot und weiß.
Die simple Farbenlehre von Megund Jack White wird quer durch alle Generationen verstanden, die Musik erst recht; irgendwie Punk, irgendwie Blues, irgendwie gut. Was auch an dem bewährten Wer-hätte-gedachtdass-zwei-Leute-solchen-Lärm-machen-können-Effekt liegen mag. Jack dominiert die Bühne, kreiselt, posiert, singt mal in das Mikro am Bühnenrand, mal in das gegenüber Megs Schlagzeug. Mehr ist nicht. Und mehr muss auch nicht, weil die Whites Stripes aus der Beschränkung ihr Potenzial schöpfen. Reduziert aufs Maximum singtsägtkreischt die Gitarre, stolperstampft das Schlagzeug, als hätten es Led Zeppelin nicht schon vor 25, Jon Spencer noch vor fünf Jahren so gemacht. Macht aber nix. denn Stücke wie „Cotd Cold Rain“ oder „St. James Infirmary Blues“ rocken auch ohne Geschichtsbuch. Meg und Jack schwitzen dazu in Stereo, während die Crowd Surfer im Minutentakt nach vorne gereicht werden.Schade nur. dass sich die Verblüffung spätestens nach einer Stunde zwangsläufig erschöpft. Es gibt wenig Ansprache, die Songs fügen sich fast nahtlos aneinander – was der Energie förderlich, der Konzentration aber eher abtraglich ist. Blues halt, mal schneller und lauter, mal langsamer und leiser. Auf Songwriting, das dem Hype gerecht würde, muss man lange warten. Für eine Band, die sich die Suche nach Authentizität auf die Fahnen geschrieben hat, bieten die White Stripes einfach zu viel Style bei zu wenig Substanz. Und deshalb ist es auch ganz okay, wenn das Konzert nach 75 Minuten auch schon wieder vorbei ist. Weniger ist eben mehr,