Adam Green: Seine Ur-Oma hatte was mit Franz Kafka
Mehr noch: Felice Bauer war gar zweimal mit dem Schriftsteller verlobt. Ihr Ur-Enkel. geboren als Kind reicher Eltern, wohlbehütet aufgewachsen in Bedford, New York, ist der Typ 22-jähriger, der das Geld fürs Haarshampoo spart und sich davon den lieben langen Tag Pizzen bestellt. Dazu passt, dass Adam zugibt, die meisten seiner sexuellen Erfahrungen mit Prostituierten gesammelt zu haben. Dazu passt nicht, dass der Sakkoträger mit Wuschelmähne und Schlafzimmerblick sein Leben in Robin-HoodSchürze auf der Bühne ausbreitet. Zusammen mit Kimya Dawson im Kaninchen-Kostüm sorgten die Moldy Peaches als verkleidete Lo-Fi-Barden mit pubertärem Nonsens-Folk für Aufsehen. Seit er den Solopfad eingeschlug, hat Adam Kutte und das Lo-Fi-Ding an den Nagel gehängt, friends of mine sein zweites Soloalbum-bedeutet einen Quantensprung, den man dem Käsegesicht nicht zugetraut hätte-. Das Home-Recording-Siegel ist aufgebrochen und durch eine fette Produktion ersetzt worden, Streicher und Bläser allerorten, Chet Baker, Scott Walker und Frank Sinatra die Einflüsse. Unverändert, zum Glück, die Lyrics: grotesk-grandiose Gedankenspiele, Verunglimpfungen, kindlich-naiver Humor. Junger Dylan und Blödelbarde rolled into one. Danke dafür: Jetzt wissen wir, wie man eine Frau ohne Beine ins Bett kriegt („No Legs“].
Das hat er uns beschert: Ohne Adam Green würden wir wahrscheinlich immer noch glauben, Singer-Songwriter seien ernst und tiefgründig.
Das wallen wir als nächstes bei ihm sehen: Eine Freundin.