Orange Blossom Special

20jähriges Firmenjubiläum – da darf man doch mal ein Fass aufmachen. Noch dazu, wenn man, wie das kleine Glitterhouse-LabeL, nicht in Berlin, München oder Hamburg, sondern mitten in der Pampa, im beschaulichen Beverungen im Weserbergland residiert. Das „OBS 2004′ gerät denn auch zum besonderen Fest – nicht nur weil es erstmals unter ausnahmslos blauem Himmel vonstatten geht. Auch die Besetzung des inzwischen dreitägigen Festivals ist erlesener denn je: „Grofiwesire der Melancholie‘ (Festival-Flyer) wie die britischen Savoy Grand; Glitterhouse-Säulenheilige wie Neal Casal und Ex-Timbuk-3-Chef Pat McDonald, klassische Songwriter mit Akustikklampfe, jedes Lied garantiert selbst erlebt; die Rustikalrocker des befreundeten Blue-Rose-Labels, als da wären: die Resentments. mit John Dee Graham und Stephen Bruton so etwas wie die vier Cartwrights des Southern Rock, sowie der holländische Neil-Young-Wiedergänger Ad Vanderween mit seinen tja nun – O’Neils; die Creekdippers mit Mark Olson, dessen filigrane Alternative-Country-Pretiosen Gattin Victoria Williams mit vokalem Störfeuer atonal kontrastiert; die hart rockende Drei-Mann-Gang Big Bang aus Norwegen und die Dänen-Combo Lampshade, die schwerfällige Gitarrenlava mit dem elfenhaften Gesang ihrer Frontfrau Rebekka verbindet. Und, wie fast immer, zum sonntäglichen Festival-Abschluss ein Act, der den Labelmachern ob seiner Breitwand-Melancholie besondersam Herzen liegt. Diesmal Timesbold, ein Quintett aus New York, das leise, eindringlich und ausufernd mit jeder Menge obskurer Instrumente hantiert. Das allerdings hier zu Lande auch noch kaum ein Mensch kennt, weshalb die Künstler sichtlich nervös zu Werke gehen. Dennoch, am Ende ist’s wieder mal „one of these nights“, und das Orange Blossom Special hat einmal mehr sein Versprechen eingelöst: Nicht die ganz großen Namen sind es, sondern die ganz große Atmosphäre, was dieses Festival so einzigartig macht. Da muss doch keiner mehr am Ring rocken.