The Fever
"Die Leute denken, ich sei ein außer Kontrolle geratener Alkoholiker": Geremy Jasper leitet die manischste Rockband New Yorks.
Tonight we’re gonna party like it’s Zweitausendeins: Es mag nicht die neueste Idee sein, kurzatmigen, aufgekratzten Gesang mit stürmendem, hektischem und New-Wave-getränktem Rock zu verbinden; The Fever aus New York aber tun das so fabelhaft, dass sie – wie es sich für eine interessante Kapelle gehört – allerorts gehörig polarisieren. „Entweder man mag uns, oder man ist total angewidert. Viele waren schockiert, wie extrovertiert wir sind“, berichtet Sänger Geremy Jasper dem ME zufrieden nach einigen Auftritten in London. Seine Band wird derzeitals einer der wichtigsten Newcomer der amerikanischen Ostküste gehandelt, weshalb er mit seinen Kollegen in Londons Nr.1-Rock n Roll-Hotel „Columbia“ absteigen durfte. „Ehrlich gesagt: Es ist ganz schön schäbig“, erzählt er, als er beim anfänglichen Smalltalk den Blick durch seine Suite wandern lässt. „Die Tapeten hängen runter, an der Decke sind seltsame Flecken.Aber wir waren hier mal in einer so runtergekommenen Koksruine untergebracht, dass ich mich überhaupt nicht beklagen will.“ Als Jasper fast ohne Budget vor eineinhalb Jahren für ein paar „halbherzige Gigs“ nach England gereist war, beschrieb er die Musik von The Fever noch mit diesen Worten: „Cyndi Lauper in einer Messerstecherei mit Gun Club“. Heute haben sich mindestens noch Duran Duran, Birthday Party, ein paar Mitglieder der Bad Seeds und The Buzzcocks unter die Messerstecher gemischt und dafür gesorgt, dass zahlreiche Einflüsse, die man auf die steiferen, kantigeren Spielarten der Musik der späten oder und frühen 8oer Jahre zurückfuhren kann, dazugekommen sind. Auch ist das Schlagzeugspiel von „Achilles“ druckvoller („wie John Bonham auf Amphetaminen“, so Jasper) und die Songs kompakter, stimmiger und abwechslungsreicher geworden. Vor allem aber ist seit einigen Monaten die Bühnenshow Gesprächsthema, da Jasper ein charismatischer und ungewöhnlich energetischer Sänger zu sein scheint. „Naja, bei einer guten Show verlierst du dich einfach „, meint er trocken. „Du bist betrunken ohne Alkohol. Die Leute denken, dass ich ein außer Kontrolle geratener Alkoholiker bin, aber das stimmt ganz und gar nicht.“
Obwohl Geremy Jaspers Traum-Line-Up für ein Festival „The Fever als Vorgruppe, dann der Wu-Tang Clan, derTom Waits von 1985 und als Headliner die Rolling Stones von 1968″ wäre, waren es Jane’s Addiction, die einst in ihm den Wunsch weckten, Musiker zu werden: „Das war die erste Band, die ich wirklich als solche wahrgenommen habe. Die hatten vier eigenständige Persönlichkeiten und waren live enorm kraftvoll. Und was lustig ist- ich hob mich selbst immer als Sänger gesehen, weil ich keine Geduld habe, mit viel Equipment zu hantieren. Das geht bei mir leicht kaputt. Eine Stimme kann auch kaputtgehen, aber dann trinkt man ein bisschen Tee, und schon geht’s wieder.“ Überhaupt ist Singen, wie Jasper vermutet, „in der DNS angelegt“, da seine Mutter bereits den (unerfüllten) Traum hatte, am Broadway aufzutreten. „Ich hatte eigentlich seit der fünften Klasse das Vertrauen, dass es eines Tages klappen würde“, meint er selbstbewusst. „Das Schwierigste war, eine Bandzufinden, mit der alles stimmt. [Den Gitarristen] Pony zum Beispiel kenne ich seit der Grundschule. Aber es hat ewig gedauert, ihn davon zu überzeugen, sich uns anzuschließen. Jetzt endlich sind wir bereit.“
(The Fever RED BALLROOM Kemado)