Sprach-Verwirrung

Versuchen Sie mal, einen Norddeutschen zum Kauf einer Attwenger-Platte zu bewegen. Etwa SONG von 1997, auf der über 15minütige Tracks „Do ged wer do kumtnuanado is wer‘ oder „Dau hoda do hoda dau umanaunder dau“ heißen. Das wird schwierig, denn die Gletscherspalte zwischen Nord und Süd gibt es tatsächlich: Während Hans-Peter Falkner und Markus Binder mit der neuen LP DOG lauf der die Stücke normal lang sind und z. B. „bled“, „dum“, bam“, „glei“ heißen] im heimatlichen Österreich auf Platz 12 in die Charts einstiegen, blieben Mittel-und Norddeutschland ungerührt. Deshalb hat Binder nach geduldiger Beantwortung mehrteiliger Interviewfragen gleich noch einen lieben Brief hinterhergeschickt: „Du müßtest einfach mal herkommen und dir anschauen, was sich hierabspiett, so Attwenger-mäßig. In Hamburg hat noch einem unserer Konzerte jemand gemeint: „Englisch verstehe ich besser als das, was ihr da singt.“ Das habe ich verstanden. Obwohl der Slang, in dem wir singen, vom Sound her dem Englischen ja ähnlicher ist als dem Deutschen. „Stimmt: Man beachte die LP-Titel. Die Sprachverwirrung wird durch die Musik nicht gemildert: Grob umrissen spielen Attwenger eine Art Punk-Folklore mit Ziehharmonika, Loops und Samples, ungeheuer groovig und vor allem: politisch. „Pop finde ich als Plattform für oppositionelle politische Äußerung am geeignetsten, weil Pop nach wie vor das größte subversive Potential hat, die unberechenbarsten stilistischen Freiräume, und im Gegensatz zur Kunst- und Literaturszene am wenigsten von Konventionen eingeschränkt ist „. meint Binder, der auch findet, daß man ruhig mal wieder Marx und Engels lesen sollte. Zur Pflicht des halbgebildeten Hamburger Journalisten gehört es nun noch, zu erläutern, was ein „Gstanzl ist (in einem dieser Dinger soll der Name Attwenger vorgekommen sein, und das fanden der Binder und der Falkner so gut, daß sie sich danach benannten): ein gereimtes, vierzeiliges, gesungenes Kurzgedicht.

www.attwenger.at