Taylor Swift
Reputation
Universal
Viel Lärm, bisschen Nichts: Der Pop-Darling liefert auf seinem sechsten Album verschiedenste Versionen an Zeitgeist-Pop.
Zuletzt fand man Taylor Swift vielleicht auch ein Stückchen zu cool. Die Yacht-Freundschaft mit Haim. Die, naja, Nähe zu Father John Misty. Die alte Idee vom Popstar, der eigentlich doch total cool ist, im Herzen Indie, und da draußen, zwischen all den Loudness-Wars und Retortenbands als so eine Art U-Boot fungiert (vgl. auch Harry Styles) erschien sehr verlockend.
Aber die Wahrheit ist ungleich langweiliger: Taylor Swift ist nach wie vor ein Rädchen in der Unterhaltungsindustrie, das mit anderen Rädchen (Max Martin, Jack Antonoff) ein wohl geschmiertes und auf den Punkt tickendes Uhrwerk ergibt. Manchmal geht das sehr gut auf, etwa im großartigen „Getaway Car“, das verdiente Pop-Topoi (Verfolgungsjagden, Girls, Drinks, Love, Bonnie & Clyde) so zielsicher aneinanderreiht, dass man schon VORM ersten Refrain einen Ohrwurm des Refrains hat, zur Sicherheit wird der Refrain dann noch sehr häufig wiederholt.
Oder in „Endgame“, einem hübsch rollenden Female-Empowerment-Track und nur in den ersten drei Sekunden an Lana Del Rey erinnernden Zusammenspiel mit den intensiv stimmmodulierten Ed Sheeran und Atlanta-Rapper Future, die die ohnehin völlig verschieden aufgebauten Gesangslinien von Refrain, Strophe und Backgroundgesang in eine vierte Dimension schieben und im ungewohnt expliziten „I Did Something Bad“.
Aber in anderen Songs wird so lehrbuchhaft an aktuellen Trends entlanggearbeitet, dass man sie schon bald nicht mehr ertragen können wird. Das mag aus marktwirtschaftlichen Gründen eine sehr kluge Entscheidung sein, künstlerisch wirken Tracks wie das zwischen Dubsteb und Techno-Großraumtempel pendelnde „Ready For It“ aber fast schon ärgerlich uninteressant.