Ist das alles?


Es geht ein Gespenst um in Deutschland. Das Gespenst heißt Angst! Die Angst heißt: Werden Die Ärzte zur Mitternacht am 31.Dezember, wenn die letzten Akkorde ihres Winter-Open-Airs in Köln verklungen sind, ihre Auflösung verkünden? Wo sie mit einem opulenten BEST- OF-Album nun schon den Nachlass geregelt hätten? Warum das schlecht für uns alle wäre, beruhigende Worte aus berufenem Ärzte - Munde und noch ein bisschen mehr steht auf den folgenden Seiten.

Immer dann, wenn ich dich küssen will, schaltest du das Radio ein. Sie spielen überall dasselbe: Diesen schnulligen Hamburger Stefan G wildis mit seiner geschmeidigen Gelstimme, der Van Morrisons „Brown Eyed Girl“ covert, mit deutschem Text und dem Titel „Nur wegen dir“. Was schon schlimm genug ist. Aber die Ärzte haben in den 8oern noch eine Rüge vom Deutschen Rechtschreibrat bekommen für ihren Liedritel „Wegen dir“, weil das kein korrektes Deutsch ist und eigentlich heißen muss: „Deinetwegen“. Aber heute sieht man das offenbar nicht mehr so eng. Dabei wäre der Gwildis-Schmonz durchaus rügenswert. Oder zumindest syltswert. Womit wir dann wieder bei den Ärzten in den 8oern wären.

Jetzt verdrehst du die Augen und sagst sarkastisch „bruhaha“ wegen dem, Verzeihung: wegen des albernen Wortwitzes. Da ist sie wieder, diese seltsame Voreingenommenheit der Albernheit gegenüber. Sarkasmus, klar, Ironie, sicherlich. Aber Albernheit, Geblödel ist doof. Das sagst du zwar nicht so, aber denken tust du’s, und ich komme mir dann immer ein bisschen unverstanden vor. Die Ärzte haben so ein grundsätzliches inkompatibilitätsproblemin Sachen kulturelle Prägung mal besungen; in dem Lied „Unrockbar“ ging es nicht um Humorunterschiede, sondern um Musikgeschmack, und der Text überspitzt die Sache natürlich ein bisschen, aber das Ende vom Lied, ich sag’s nur, war dramatisch. Wir mögen doch alle feinen Humor. Hintersinnigen Humor. Doppelbödigen Humor. Und den gibt’s ja auch bei den Die Ärzte. Aber wenn – und da sind wir uns doch einig?—aller Humor nur hintersinnig und fein wäre, das wäre nicht das Wahre. Auch „absurd“ – ein Lieblingswort der Die Ärzte – bringt uns nicht vollends zum Ziel. Nein: Eine Portion Albernheit muss sein. Weil Albernheit entwaffnet, weil Albernheit die hinderliche Coolness aufbricht. Und so hintenrum eine neue, eigentliche Coolness erst zulässt: Wäre Bela B. der Rockstar, der er ist, wenn er nicht auch mal Lieder wie „Wir ha’m den Blues im linken Fuß“ gesungen oder die Größe hätte, eine grandiose la-Gothrock-Wuchtbrumme wie „Leichenhalle“ (vom Album runter mit den Spendierhosen, unsichtbarer!) mit dem Auftritt des leibhaftigen Schlümpfe-Chores zu krönen? Selbstironie ist schön und gut und unerlässlich. Aber die Fähigkeit zur Albernheit bei Wahrung der Würde-das geht dann schon Schwerin Richtung Kunst.

Sicher kommen die Berührungsängste mit der Albernheit auch daher, dass sie gern mit ihrer hässlichen Schwester, der Dümmlichkeit, verwechselt wird, die dem Wanderer durch die Medienlandschaft (heutzutage) hinter jeder Ecke hervor mit nacktem Arsch ins Gesicht springt. Nicht, dass die Ärzte die Dümmlichkeit nicht auch schon reingelassen hätten in ihr Revier. Aber ohne ironischen Bruch im Schienbein kam sie dann meistens nicht davon. Nicht das Allereinfachste, den Ärzte-Humor zu durchleuchten, zu ergründen, warum genau man eigentlich schon so unverschämt viel Spaß hatte auf Die-Ärzte-Konzerten, gerade auch, wenn keine Musik gespielt wird und sich Farin

und Bela (unter gelegentlicher Einbindung von Rod, der sich aber wie Hagen Liebing vor ihm mit der Rolle des oft genug sich vor Lachenbzw, den Kopf schüttelnden innocentbystanders angefreundet hat) in ihren legendären Ansagen-Jams ergehen. Die dann am besten werden, wenn sie den Boden des Nachvollziehbaren und des freilich mit den Ärzten auf ewig klischeehaft verknüpften Unterleibsjokus verlassen und ins freimütig Dadaistische abdriften. Ein Zauber, der sich übrigens bei den Solo-Konzerten der beiden absolut nicht entfalten mag. Aufsich allein gestellt, wirken Farin wie Bela seltsam hölzern und Berliner-Schnauze-mäßig gehandicapt; sie brauchen, da beißt die Maus keinen Faden ab, den jeweils anderen, der mit einem infantilen Blähwitz, einem abgehangenen Insider-Gag, einer genialisch-absurden Assoziation ins Wort fällt, einhakt, umlenkt, den Ball zurückspielt. Dann ist Großes möglich oder auch der erschröcklichste Niveauverlust („niveaulos“, ein weiteres Lieblingswort der Band in Bezug auf ihren Humor), wenn Monty-Python-eske Absurdität, höherer Blödsinn und pubertärster Pennälerwitz ungebremst aufeinanderprallen. Aber wohin dann auch galloppiert bzw. sich vergalloppiert wird – sie tun es furchtlos. Gelegentliches Innehalten im Nachhinein nicht ausgeschlossen: „Wir haben eine gewisse Infantilität, einen anarchistischen Kiddie-Humor immer gepflegt unduns da auch nie sehr zurückgehalten“, so Bela B. vor Jahrenzum ME anlässlich der damals gerade fertiggestellten Live-CD WIR WOLLEN nur DEI-NE SEELE. „Und da sind dann schon auch Tränen geflossen, als wir unsere Ansagen abhören musstenfiirs Livealbum. Wenn du dann zum hundertsten Mal das Wort ficken’hörst, dann denkst du echt: Moment mal… das bin wirklich ich? Aber es ist nun mal so.“

Does humorbelong in music? Die alte Zappa-Frage war für Die Ärzte wie für den Meister selbst nie mehr als rhetorischer Natur. Selbstverständlich gehört der da hinein. Dass der widerständlerische Geist von Frank Zappa dem Oeuvre der Ärzte innewohnt, wird bei näherem Hinsehen klar. „Ich hab‘ superviel Zappa gehört, mit 14,15“, sagte Farin Urlaub vor Jahren dem ME, „das war die volle Erleuchtung.“ Und Bela: „Diese monumentale Figur Zappa bedeutet uns viel. Zappa als Typ, als jemand, der wirklich Überhauptnichts und niemanden ernstgenommen hat.“Und noch mal Farin: „Der vor keiner Absurdität zurückschreckte, weder musikalisch noch textlich. Und der auch intellektuell genug war, Sachen umzusetzen, die bis heute wenige Leute verstehen.“

Von Zappa, der Ende der 60er den Hippies und ihrer LSD- und Kifferherrlichkeit mit dem radikalen Bekenntnis zur Drogenfreiheit den Vogel zeigte und sich zeitlebens auf keinerlei heilige Kühe einließ, stattdessen alles und jeden – inklusive sich selbst – mit beißendem 1 ntellekt und satirischem Spott hopp nahm, der sich von nichts und niemandem vereinnahmen ließ und der auf seinen Platten immer wieder mit fröhlich pornographischen Texten gegen Prüderie und Bigotterie anferkeke, bis sie ihm in den 8oern die Zensurbehörde auf den Hals hetzten, was ihn genau gar nichts scherte – von Zappa dürfte in der Tat nicht nur die mit stolzem Eigensinn vertretene lebenslange Drogen/ Alkohol-Abstinenz von Farin Urlaub inspiriert sein.

Wie viel schlaue Subversion in vielen oft und allzu einfach als „Nonsens“ verbuchten Texten und Spaßen der Arzte steckt – da lohnt es sich, zwischen den Zeilen bzw. die Zeilen richtig zu lesen/ hören. Aber abgesehen davon, dass nicht alles Nonsens ist, was man selbst dafür hält, wollen wir bei dem Stichwort mal Friedrich Nietzsche zur Stellungnahme bitten. Der postuliert in „Menschliches, Allzumenschliches“ (Untertitel: „Ein Buch für freie Geister“) von 1878 den Unsinn als nichts weniger als eine der drei Säulen des menschlichen Glücks. Und schreibt: „Wie kann der Mensch Freude am Unsinn haben? So weit nämlich auf der Welt gelacht wird, ist dies der Fall: ja man kann sagen.fast überall, wo es Glück gibt, gibt es Freude am Unsinn. Das Umwerfen der Erfahrung ins Gegenteil, des Zweckmäßigen ins Zwecklose, des Notwendigen ins Beliebige (…) ergötzt, denn es befreit uns momentan von dem Zwange des Notwendigen, Zweckmäßigen und Erfahrungsgemäßen, in denen wirfür gewöhnlich unsere unerbittlichen Herren sehen (…)Es ist die Freude der Sklaven am Saturnalienfeste.“ -) 1979 Der Ex-Polizei-, nunmehr Dekorateurs-Azubi Dirk Felsenheimer 1*14.12.62! aus Spandau gründet die Punkband Soilent Grün. Seinen Punknamen Bela B. leiht er von Dracula-Darsteller Bela Lugosi; das“.B.“ leitet sich ab von „Barney“, ein Spitzname, den F. seiner Namensähnlichkeit mit B. Geröllheimer aus der Serie“.Familie Feuerstein“ verdankte.

1980 Auf Klassenfahrt in London wird der 16-jährige Gymnasiast Jan Vetter 1*27.10.63) mit Punk infiziert; in der Disco „Ballhaus Spandau“ lernt er Felsenheimer kennen und stößt wenig später als Farin Urlaub zu Soilent Grün.

1 982 Beim Abschiedskonzert von Soilent Grün am 30.4. im SO36 spielen die vor kurzem formierten Toten Hosen Vorband.

Mit dem Bassisten Hans „Sahnie“ Runge 1*12.6.64) gründen Farin und Bela Die Ärzte /Foto/ und spielen am 26.9. in einem besetzten Haus ihr Konzertdebüt.

1983 Feb.: Auf dem Punksampier „Ein Vollrausch in Stereo“ erscheinen erste DÄ-Songs, darunter“.Vollmilch“, das Manifest des Alkohol/Drogen-Abstinenzlers Urlaub.

Dezember: DA gewinnen den Berliner Senatsrockwettbewerb und investieren das Preisgeld in die Produk-1 tion der Mini-LP UNS GEHT S PRIMA …

Nach dem Vorbild von Slim Jim Phantom von den Rockabilly-Punks Stray Cats funktioniert Bela seine Drums um und wird bald zu Deutschlands führendem Stehdrummer.

1984 uns geht’s prima erscheint beim Indie Vielklang; veritable Hits wie“.Der lustige Astronaut“ und „Kopfhaut“ stoßen sogar in der „Bravo“ auf Resonanz.

26.6. DA gastieren in der Hamburger „Fabrik“. Im Publikum: der 16-jährige Punk Rodrigo Gonzalez.

Über NDW-Strippenzieher Jim Rakete und die CBS-Mitarbeiter Fitz Braum und Markus Linde (im Bild r.l kommt es zur Vertragsanbahnung mildern Major CBS. DA werden Labelmates derMünch-* ner Freiheit. Ende des Jahres i erscheint das Debüt debil. Unter-% titel: „Musik für wilde Teenager-I Parties“.

-> Haben wir’s doch gewusst: Die Ärzte, ein Säulchen unseres Glücks. Das ist doch – neben viel anderem – das Schöne am Saturnalienfest der Popmusik: Für die lustige Viertelstunde kindlichen Eskapismus zwischendrin braucht man nicht in einen hochgerüsteten Funpark zu fahren, sondern piepst sich im iPod was von Jonathan Richman und den Modern Lovers her oder den „Lustigen Astronaut“ oder die „Ex(Plodierte Freundin)“ von den Ärzten.

Man kann nur ahnen, wie erfrischend das gewesen sein muss, als Bands wie die Ärzte Anfang der 8oer anfingen, in der Kruste herumzustochern, die sich seit den späten 7oern binnen kurzer Zeit über die verspielte Any thing-goes-Attitüde der neuen Bewegung gezogen und sie domestiziert hatte, mit einer eigenen ideologischen Spießigkeit, mit Regeln und Codes, die festlegten, was „Punk ist“. „Da hießes, ,das spielt ’ne Punkband, die aber irgendwie nicht Punk ist'“, erinnert sich Rod Gonzalez (s. Interview S. 46) an seine erste Begegnung mit den Ärzten 1984, „das fanden wir interessant. „Funpunk war das Dingund Die Ärzte von Anfang an seine seltsamsten, unberechenbarsten Protagonisten. Und was mit ihnen dann passierte, da konnten und wollten Kollegen wie etwa die Hamburger Goldenen Zitronen nicht mit. Mit ihrem speziellen Talent, eingängige Popsongs aus dem Ärmel zu schütteln (die bei aller Albernheit, Absurdität und Nonsens-Seligkeit doch auch immer wieder mit, ja: Herz die Lebensproblemchen des Teenie-Publikums spiegelten) und kraft ihres Willens zum Popstartum, mit dem sie von Anfang an nicht nur kokettiert, sondern ernst gemacht hatten, wuchsen Die Ärzte innerhalb weniger Jahre zu einer Art Selfmade-Boygroup avantla lettre heran. Die in den Jahren vor ihrer Auflösung 1988 – sicherlich mit dem Reiz-des-Verbotenen-Coolness-Boost, den ihnen die Indizierung ihrer Platten verliehen hatte – eine veritable Teenie-Mania entfesselte, wie man sie hierzulande seitder Bravo-Blitztournee der Beatles selten gesehen hatte und bis zum Anbruch der Ära der industriell gefertigten Bubenbands in den 9oern kaum mehr sehen sollte. Das alles mit einem eigenwilligen, von keinem Händchen eines etwaigen Pop-Moguls gesteuerten Gestus und Stil.

Wie es sich für Beatles und Boygroups gehört, waren sie getrennt nicht annähernd so erfolgreich wie im Verbund (wobei das Maß an Erfolglosigkeit, das Belas und Farins Solo-Projekten Depp Jones respektive King Kong zuteil wurde, wohl sogar einen Gary Barlow mitleidig gestimmt hätte). Und wurden dann nach ihrer Wiedervereinigung – die sie von Anfang an vollständig zu ihren eigenen Bedingungen spielten und die man als eines der größten Comebacks inpop seit Elvis 1968 verbuchen darf- zu einer Art Meta-Punkband. Eine Band, die im Punk und seinen Idealen und Werten wurzelt, dem Punkrock verhaftet ist, ihn gleichzeitig transzendiert, durch den Kakao zieht (nirgendwo amüsanter als auf dem 5,6,7,8,-BULLENSTAATl-Album von 2001), den ideologisch verhärteten Attitüden der Szene nach Gusto die lange Nase zeigt und im Angesicht der zeitweise zum bandinternen Running Gaggewordenen Gretchenfrage „Istdas noch Punkrock?“ die Kompetenz-Kompetenz, die Deutungshoheit in Sachen Punk an sich riss. Will heißen: Wenn die Ärzte ein Album mit einer vierminütigen Jazznummer eröffnen, dann ist das wohl auch Punk.

Ach ja, die Musik. Das ist nämlich das zweite, fast noch größere populäre Missverständnis im Zusammenhang mit Die Ärzte. Wenn die Ärzte ein Album mit einer vierminütigen Jazznummer eröffnen (sie taten das übrigens beim 1998er-Album 13), dann kann man nämlich davon ausgehen, dass das kein 08/15-Käse ist, der sich damit begnügt, dass die Idee ja schon spaßig genug ist (Die Ärzte spielen Jazz, hoho! etc.), sondern ein Lied, das man im Zweifelsfall so schnell nicht mehr aus dem Gehörgang kriegt. Klar, dass die ganze erfrischende Albernheit und der subversive Humor und die grandiosen Reime (die Reime! Die Reime!) und rechtschaffenen Botschaften für die Katz‘ sind, wenn die Musik nichts taugt. Und da sollte man bei den Ärzten mit dem Unterschätzen erst gar nicht anfangen. Man nehme die, sagen wir, „naive Phase“ in den 8oern. Da wimmelt es von grenzgenialen Hooklines und Ohrwurm-Refrains. Sonnige Popsongs, zwingender Twang: „Paul“, „Zu Spät“, „Micha“, „Wie am ersten Tag“, „Buddy Holly“, „Du willst mich küssen“, „Westerland“ etc. pp. Der Ausstoß an vergleichsweise unvergänglichen Pop-Hits ist überdurchschnittlich, bedenkt man, was man sich ansonsten heute anhören mag an deutschem Pop-Schaffen aus dieser uns so fern erscheinenden Dekade. Richtig los ging es dann in den goern. Hinten und vorne unterschätzt, was ihre musikalische Seite anging, weil jede und jeder immer nur auf die Texte achtete, fingen Farin Urlaub und Rod Gonzalez – Brüder im Geiste ihrer Beatles-Verehrung, dereine mit einem scheint’s unerschöpflichen Händchen für raffinierte Popschrauben, der andere naturbegabter MusikeTund Arrangeur-und Bela B.an, ein Pop-Füllhorn auszuschütten, ein Ouevre anzuhäufen, das musikalisch so vielgestaltig und bunt ist, dass es irgendwie ganz gut passt, dass einige der DÄ-Alben aus den 90er und ooer Jahren bei der Audio-Identifikation von Gracenote seltsamerweise in der Stil-Kategorie „World“ verzeichnet sind. Ob Metal oder Country, Soul oder Salsa, Calypso oder Gothrock, 6os-Pop oder 1001 Spielart von Punkrockpop; ob „ernst“ oder Persiflage: Die Ärzte der Neuzeit „können spielen“ (wie unpunk!) und buttern mit Liebe zum Detail und Mut zur Opulenz rein. Das ist in den seltensten Fällen subtil, zugegeben. Aber was da an tollen Melodien und entzückenden, entdeckenswerten Breaks, Bridges, Changes, Riffs, Chören und Kniffen zusammengekommen ist über die Jahre, das kann, das sollte einem schon Freude bereiten. Da geht, wie man gern mal dahinsagt, einiges. Von der schon so viel gelobten und immer wieder zu lobenden „Rock’n’Roll Realschule“ mit ihrem BelleikSebastian-esken Wackelorchester-Charme jetzt mal ganz geschwiegen.

Jetzt verdrehst du wieder die Augen so komisch sarkastisch. Du magst sie nicht, die Ärzte. Du willst das alles gar

nicht hören. Nun komm schon. Was soll all der Terz? Ich behaupte jetzt mal: Es ist doch längst ein Zeichen für Reife und Souveränität geworden, die Die Ärzte zu schätzen zu wissen. Hör mal in die Best-Of-CD rein, die jetzt rauskommt. Listen without prejudice, um mit George Michael zu sprechen. Und vielleicht, ja vielleicht siehst dann auch du ein, warum es schade, ewig schade wäre, wenn die Die Ärzte bei ihrem großen Winter-Open-Air am Silvesterabend im Rhein-Energie-Stadion in Köln um 0.01 ihre Auflösung bekanntgeben würden.Viele Fans haben nämlich Angst davor, dass genau das passieren könnte.

Ich bin mir übrigens nicht 100-prozentig sicher, dass das mit der Rüge des Rechtschreibrates für „Wegen dir“ in den 80er Jahren so stimmt. Ich habe nur so eine ziemlich deutliche Erinnerung, dass Farin Urlaub mir das irgendwann mal so gesagt hat. Vorschlag zur Güte: Wenn sich Die Ärzte nicht auflösen und stattdessen nächstes Jahr eine Platte machen und dazu dann vielleicht auch Farin Urlaub und Bela B. dem ME wieder Interviews geben, fragen wir nach. Bis dahin sei es als klitzekleiner Randmythos in die Welt gesetzt. Und ansonsten: Ist eh alles egal.