ABC – The Lexicon Of Love


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Da popkulturelle Jahrzehnte aus ihrer Launenhaftigkeit heraus nie mit den kalendarischen Dekaden zusammenfallen, braucht es Alben wie THE LEXICON OF LOVE. Die den Schuss abgeben, einem Bescheid stoßen. „Du, ich glaube, jetzt gehen die 80er Jahre los!“ So flüsterten sich die am Pop und seinem schönen Glanz interessierten Menschen im Sommer 1982 zu, als ABC aus Synthiepop-City Sheffield unter der Regie von Trevor Hörn das ganz große, pompöse, verwegen geleckte Herzschmerztheater aufzogen. Auf ihrem Debütalbum! Seufzerstreicher und großes Piano, Fairlight-Bläser, geslappte Bässe, außerordentlich nervöse Funkgitarren und weitaus mehr als ein bittersüßes Topping der überzeugend leidenschaftlich croonende Martin Fry – was für ein überkandidelter Wahnsinn. Eineinhalb Genres wurden damit vorweggenommen beziehungsweise abgewickelt (New Romantic und der halbe Synthpop). Trevor Horns erstmals zu voller Entfaltung gekommener Produktionsstil sollte in den kommenden Jahren unzählige Male kopiert werden. Vor allem hallten die Hits der Platte fast bis ans andere Ende des Jahrzehnts. Nicht wenige nennen das heute noch: perfekten Pop.

ME 8/1982:

“ Em Album wie LEXICON OF LOVE konnte einfach nur jemandem gelingen, der so unverschämt von sich selbst eingenommen ist wie Martin Fry.