Äh, „Veranstaltungsverlegung“ Pearl Jam in Berlin?
Durchatmen! Keine echte Veranstaltungsverlegung – nur ein neuer Zeitplan!
Schrecksekunde für Pearl-Jam-Fans! Am Dienstagmorgen (27. Februar 2024) erhielten Käufer von Pearl-Jam-Tickets diese Mail: Liebe Kundin, lieber Kunde,zu deinem Event 02.07.2024 20:00 Uhr , Pearl Jam in BERLIN, Waldbühne Berlin und haben wir wichtige Neuigkeiten:
Der Veranstalter hat uns mitgeteilt, dass dein Event verlegt wurde. Die neuen Veranstaltungsdaten lauten:
02.07.2024 18:30 Uhr
Pearl Jam in BERLIN,
Waldbühne Berlin“
Die Betreffzeile der Mail lautete: „Veranstaltungsverlegung Pearl Jam in BERLIN“. Etwas irreführend – man hätte denken können, die Band muss umziehen, in die Wuhlheide oder die Uber Arena.
Dieselbe Mail auch für den 03. Juli 2024.
Nun, geändert hat sich nicht der Ort, sondern nur die Zeit. Das Konzert beginnt nun um 18.30 Uhr statt 20 Uhr. Das bedeutet wohl: Der Support-Act steht fest – oder Eddie Vedder und Kollegen fangen früher an. Um 22 Uhr ist Schicht in der Waldbühne, was Auftritte einen knappen Zeitrahmen setzt. Gigs der Seattler Rockband dauern mindestens zwei Stunden. Pearl Jam werden dann wohl spätestens um 20 Uhr die Waldbühne betreten – und um 18.30 Uhr beginnt die Vorband.
Hat Ticketmaster sich verzockt?
Am 02. und 03. Juli 2024 gastieren Pearl Jam in Berlin – es sind die einzigen Deutschlandkonzerte von Eddie Vedder, Jeff Ament, Mike McCready, Stone Gossard und Matt Cameron hierzulande. Entsprechend groß ist die Aufregung im die Band aus Seattle, die ihr neues Album „Dark Matter“ in der Waldbühne vorstellen wird. Schon kurz nach Vorverkaufsstart am Freitag (23. Februar, 10 Uhr) ging bei den offiziellen Vorverkaufsstellen Eventim und Ticketmaster erstmal nichts mehr (nur bei Viagogo ging viel, aber die sollte man aus hoffentlich bekannten Gründen meiden). Man landete in Warteschlangen oder bekam „es ist etwas schief gelaufen“-Statusmeldungen.
Umso überraschender dann ein Blick am Samstag auf die Ticket-Situation bei Ticketmaster. Für beide Auftritte sind noch Karten erhältlich – die Gigs sind (noch) nicht ausverkauft. Und wo gibt es noch Plätze? Im womöglich begehrtesten Bereich der beliebten Waldarena, nämlich im Unterrang.
Für Pearl Jam, die noch in den 1990er-Jahren gegen das Preissystem und Selbstverständnis von Ticketmaster offen rebellierten und in den USA versuchten, alternative Spielstätten zu nutzen, eine ungewohnte Situation. In den unteren Blöcken A bis E (insgesamt zehn Blöcke) gibt es noch Tickets – dabei garantieren sie, abgesehen vom Innenraum, doch die beste Sicht auf das Bühnengeschehen. Also, ausgerechnet dort: gute Auswahl.
Was ist da los? Normalerweise sind Pearl-Jam-Konzerte in Deutschland schnell ausverkauft. Dass das Interesse an den „Alive“-Helden der 1990er-Jahre nachgelassen hat, ist schwer vorstellbar. Allerdings sind die Ticket-Preise für diese vorderen Plätze in der Waldbühne gepfeffert. Bis zu 300 Euro pro Karte. Das ist das Preisniveau von Adele oder Phil Collins, nicht das von ehemaligen Indierock- und Grunge-Helden. Dass der Noch-nicht-Ausverkauf mit der Tatsache zusammenhängen könnte, dass die Band in Berlin zweimal statt nur einmal auftritt, wäre auch nicht recht nachvollzuziehen. Bei ihrem letzten hiesigen Double Header 2012 in der damaligen O2-Arena (die ein etwas geringeres Fassungsvermögen hat als die Waldbühne) waren die Tix auch bald weg.
Pearl-Jam-Fans sind, ob im Fanclub „Ten Club“ eingetragen oder nicht, eine eingeschworene Gemeinde. Sie halten Fairness-Ideale hoch. 300 Euro dagegen ist eine Ansage. Wenn Ticketmaster dann auch noch schwungvoll das „dynamische Preisssystem“ anwendet, ärgert das so manchen PJ-Anhänger, wie sich auch in den Facebook-Kommentaren zu unseren Artikeln zum Thema herauslesen lässt.
„Dynamisches Preissystem“ klingt flott und geil, meint aber tatsächlich, dass Karten, die anfangs 174, 50 Euro (der Grundpreis) gekostet haben, nun Richtung 300 gehen – eben weil die Nachfrage so groß ist. Dass das nicht cool gefunden wird, sondern wie Ausbeutung anmutet, liegt auf der Hand. Man muss nicht lange nachforschen, um zu erfahren, dass diese dann „Platinum“ getauften Tickets auch nicht mal ein wertiges Gratisgeschenk aus Platin-Metall beinhalten (was eh keiner bräuchte, was der Name aber suggeriert), sondern einfach nur bedeuten, dass man ein Edelfan sei, weil man ja so viel Geld in seine Lieblingsband investiert.