#Allesdichtmachen-Aktion: So reagieren die beteiligten Schauspieler*innen auf die Kritik
Jan Josef Liefers weist jede Nähe zu Querdenkern und der AfD zurück. Heike Makatsch bittet Corona-Opfer und deren Angehörige um Verzeihung. Und Dietrich Brüggemann geht nach dem Shitstorm zum Gegenangriff über.
Am Donnerstag sorgte eine Aktion von über 50 deutschsprachigen Schauspieler*innen für negative Schlagzeilen: Unter den Hashtag #allesdichtmachen, #niewiederaufmachen und #lockdownfürimmer posteten Prominente wie Jan Josef Liefers, Meret Becker, Volker Bruch, Heike Makatsch, Wotan Wilke Möhring, Ulrike Folkerts und viele mehr Videos, in denen sie ironisch bis satirisch gegen die anhaltenden Corona-Maßnahmen von Bund und Ländern protestieren. Auch der Drehbuchautor, Musiker (Theodor Shitstorm) und Musikvideoregisseur Dietrich Brüggemann hat sich an der Aktion beteiligt.
In den ein- bis zweiminütigen Clips provozieren sie unter anderem mit überspitzten Aussagen wie denen, dass die Bundesregierung doch bitte die Maßnahmen weiter maximieren solle, weil nur aus solchen Geschichten spannende Filme entstehen würden (Brüggemann). Sie bitten um Aufrechterhaltung der Angst, weil ohne Angst doch keine Maßnahmen von den Bürger*innen mitgetragen werden würden (Volker Bruch). Sie scherzen, aus Rücksicht auf alle Mitmenschen nicht mal mehr die Tür zu öffnen, wenn es klingelt (Heike Makatsch), sie bedanken sich bei den Medien dafür, dass der Alarm am Anschlag bleibt und kritische Stimmen mundtot gemacht werden (Jan Josef Liefers). Konstruktive Alternativvorschläge zur Bekämpfung der Corona-Pandemie oder zur Unterstützung von wirklich Betroffenen Künstler*innen und Kulturschaffenden liefern sie nicht.
Die Kritik, die sich die Beteiligten seitdem unter anderem unter dem Hashtag #allenichtganzdicht anhören müssen, ist eindeutig: Ihnen wird unter anderem vorgeworfen, ihre trotz grundsätzlicher Betroffenheit von den Maßnahmen privilegierte Situation nicht zu erkennen und dadurch die Opfer der Corona-Pandemie und das deutsche Pflegepersonal zu verhöhnen sowie den so genannten Querdenkern und Corona-Leugnern in die Hände zu spielen. Dies ist bereits geschehen: Videos der Aktion wurden bereits von Verschwörungstheoretikern wie Ken Jebsen, dem rechten Journalisten Roland Tichy, dem umstrittenen ehemaligen Präsidenten des Bundesamts für Verfassungsschutz Hans-Georg Maaßen und diversen AfD-Politiker*innen geteilt oder positiv kommentiert.
Gegenwind gab es auch von anderen deutschen Schauspieler*innen. Nora Tschirner etwa kommentierte auf Instagram: „Echt ja, Leude? Was‘ los da? „Make cynicism great again“? Oder wie? Wird’s schon boring im Loft und im Brandenburger Landhaus? Jetzt doch mal raus wagen und n büschn kokeln, weil man sich sonst um die eigene Gefühlsverwaltung kümmern müsste? Joah, kann man machen. Kann halt sein, dass man sich ein büschn schämen wird in nen paar Jahren (Wochen). Unfuckingfassbar.“ Ihr ehemaliger „Tatort“-Kollege Christian Ulmen schreibt: „Heute bisschen für Kollegen schämen. #allesschlichtmachen“. Elyas M’Barek kommentierte Volker Bruchs Beteiligung an der Aktion wie folgt: „Come on, das ist doch Blödsinn. Was unterstellst du denn da unserer Regierung? Kann ich null nachvollziehen. Jeder will wieder zur Normalität zurückkehren und das wird auch passieren. Wenn alle dafür sorgen, dass eine weltweite PANDEMIE bekämpft wird. Mit Zynismus ist doch keinem geholfen“.
Nach dem heftigen Shitstorm am Donnerstagabend haben einige der beteiligten Schauspieler*innen auf die Kritik reagiert. Jan-Josef Liefers etwa erklärt auf Twitter, dass es sich bei der Aktion lediglich um eine kritische und ironische Auseinandersetzung mit den Corona-Maßnahmen handele. Eine Nähe zu „Querdenkern, der AfD, Reichsbürgern, Verschwörungstheoretikern, Corona-Ignoranten und Aluhüten“ weist er zurück.
Auch Heike Makatsch hat sich von der Aktion beziehungsweise ihrer Rezeption distanziert. In einem auf Instagram geposteten Statement bittet sie Opfer und Angehörige von Corona-Opfern um Verzeihung, falls sie sie verletzt habe. Sie schreibt: „Wenn ich damit rechten Demagogen in die Hände gespielt habe, so bereue ich das zutiefst.“
Dietrich Brüggemann hingegen rechtfertigt sich auf Twitter nicht nur für die Teilnahme an der Aktion, er verteidigt sie und geht zum Gegenangriff über: Kritiker*innen an der Aktion nennt er in einem elfteiligen Thread zynisch, menschenverachtend und „Lynchmob“. Die wahren Ignoranten seien diejenigen, die reflexartig Kritik an denen äußerten, die Kritik an den Corona-Maßnahmen äußerten.