Allman Brothers Band


At The Fillmore East (1971)

55 Schon die beiden ersten Studioalben „The Allman Brothers Band“ und“.Idlewild“ hatten das 1969 gegründete Sextett um die Brüder Gregg und Duane Allman zur allerersten Adresse des Soulhern Rock gemacht. Nicht im Sinne jenes eher tumben Südstaalen-Patriotismus. wie ihn später vor allem Lynyrd Skynyrd pflegten, sondern als hochmusikalische Bewahrer und Erneuerer der verschiedenen Southern-Traditionen. Die Allmans standen vor allem in der Pflicht des (Country-)Blues eines Robert Johnson und Elmore James, doch souverän und mil leichter Hand integrierten sie auch Elemente aus Country und Gospel, versetzt mit einer Portion Rock-Appeal. Bereits das im März 71 live in New York mitgeschnittene Doppelalbum „At The Fillmore East“ führte diese Musik zum Höhepunkt, denn auf der Bühne konnte die Band ein weiteres As aus dem Ärmel ziehen — die hohe Improvisations-Kunst. Wie kaum eine zweite Band verstanden sie es. ein dynamisches Wechselspiel zwischen kräftig-dichtem Ensemble-Spiel und frei assoziierten Solo-Passagen zu inszenieren, das selbst bei langen Instrumentals frei von quälenden Längen und Ego-Trips war. Ein Song wie die schwebende Dicky Betts-Komposition „In Memory Of Elizabeth Reed“ ist ein Musterbeispiel für die Finesse dieser Band. Auf dem komplex, doch fest geknüpften Rhythmusteppich der beiden Drummer Butch Trucks und Jai Johanny Johanson lieferten sich Duane Allman mit schneidend-schmelzender Slide-Technik und der härter zulangende Dicky Betts erregende Gitarren-Duelle, die auch die reinen Blues-Adaptionen (wie „Statesboro Blues“ oder“.Stormy Monday“) über die bloße Verbeugung vor inspirierenden Helden hoch hinaushievten. Das Doppelalbum sollte auch das Vermächtnis von Duane Allman werden: Er starb, keine sieben Monate nach den Aufnahmen, bei einem Motorradunfall. Die Allman Brothers machten weiter, doch ohne Duane konnte es nie mehr so werden wie vorher.