Arno Steffen


Wer nicht fühlen will, muß hören.“ Das krude Steffen-Motto trifft auf seine Geräusch-LP SCHLAGER ebenso zu wie auf die Performance-Premiere an diesem kalten Samstagabend.

Ebenerdig, auf abgezäuntem Parkett, agierten in wechselnder Konstellation der Künstler und seine Komparsen. Man stelle sich vor: ein lose ausgelegtes Kunstrasen-Deutschland; die Demarkationslinie dargestellt von einer zweckentfremdeten Häkeldecke; in jeder Ecke ein flimmernder Fernseher, in dem Bomben explodierten, Raketen starteten und so eine Art „The Day After“-Szenario flackerte. Kerndeutsch die Ouvertüre: Hüben und drüben je ein „deutscher Michel“, der mittels Fernglas das kapitalistische bzw. sozialistische Treiben observierte. Zu Schafsgeblök und den sich überlappenden Klängen der deutsch-deutschen Nationalhymnen wurden die Schwarz-Rot-Goldene sowie das LP-Cover als Großtransparent gehißt.

Was dann folgte, war zumindest im Rockzirkus eine Novität: Freunde und Bekannte des Kölner Musikers „säuberten“ als Heinzelmännchen verkleidet „das Reich“. Es wurde einfach zusammengekehrt. Jeder Song eine kleine Inszenierung aus Politik, Provokation und Show. , Instrumente gab’s keine. Der Sound, abgemischt von Conny Planck und Rene Tinner, donnerte als wuchtiges Wohnzimmer-Stereo vom Band direkt in die Boxen. Steffen, in tarnfarbener Armeejacke, schlenderte gemessenen Schrittes durch die skurril-naive Kulisse und ließ über Mikrofon seinen bösartigen Dada-Sermon vom Stapel.

Die Reaktionen: zwiespältig. Im Publikum – es verstand natürlich alles oder, gemäß der Örtlichkeit, nur Bahnhof – hörte man Kommentare wie „gespenstisch“, „verrückt“, „beängstigend“, „zuviel Führer“. Die allgegenwärtige Gretchenfrage: „Wie fandest du’s denn??“ ist leicht beantwortet: Unterhaltsam!