Art Garfunkel


Nach Jahren im Rampenlicht war er plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Nun aber, nach reichlichem Genuß der ‚Sounds OfSilence‘, meldet ArtGarfunkel (54) sich zurück.

Wie hast du die letzten Jahre verbracht?

Ich habe mir einen Traum erfüllt und bin in 40 Etappen von New York City quer durch Amerika bis zur Mündung des Columbia River in Kalifornien gewandert.

Bist du gewandert, um der Zivilisation den Rücken zu kehren und die ‚Sounds Of Silence‘ zu genieSen?

Nein. Dann wäre ich die Strecke am Stück gelaufen, ohne zurückzukehren. Ich bin aber immer nur zwischendurch mal für ein paar Tage gewandert. Allerdings habe ich große Straßen und Zivilisation vermieden. Ich wollte meinem Inneren lauschen, meine Seele dem Wind aussetzen und die Natur genießen.

Gab es besondere Vorkommnisse?

Ich habe gesungen, so laut es mir gefiel. So habe ich Vögel angelockt, mit denen ich versucht habe zu kommunizieren. Dann interessierten sich auch Kühe für meine Stimme, die auf einer Weide von überall her zusammengelaufen kamen. Ich sang für sie, und sie schienen wirklich angetan. Natürlich habe ich auch Polizisten getroffen, die mißtrauisch fragten: „Was laufen Sie denn hier durch die Gegend?“ Außerdem verbrachte ich einen sehr bizarren Abend mit drei jungen Frauen, die allesamt auf einem LSD-Trip waren.

Und du hast nichts eingeworfen?

Nein, mein Drogenkonsum war noch nie besonders hoch. Bei Plattenaufnahmen und Konzerten beispielsweise habe ich noch nie etwas genommen. Ansonsten gebe ich keinen weiteren Kommentar zu dem Thema.

Was hat sich in deinen Augen im Showgeschäft in den letzten 30 Jahren geändert?

Ich glaube, die Situation folgt einer ganz einfachen Formel: Money rules the world. Vor Jahrhunderten entdeckten die Menschen das Geld als weiteren Gott. Seitdem gewinnt diese Religion immer mehr Anhänger.

Und Art Garfunkel gehört dazu? Schließlich lehnst du auch die höchsten Angebote für eine Reunion mit Paul Simon ab.

Das hat mit dem Geld nichts zu tun. Sie können mir bieten, was sie wollen, dieser Tag wird nicht kommen. Paul und ich haben die besten Voraussetzungen, um in einem späteren Leben erneut die besten Freunde zu werden, doch für dieses Leben hat er mir genug Schmerz zugefügt. Das Maß ist voll! Wir sprechen nicht mehr miteinander!

Vermißt du die gute alte Zeit?

Manchmal denke ich mit Wehmut daran zurück. Wir lebten in einer aufregenden Zeit. Der 2. Weltkrieg ging zuende, die 50er und 60er brachten uns dann den Rock’n‘ Roll. Ich wurde ein Teil der Szene, und es ging einfach nur darum, gute Songs zu machen. Wir wurden nicht von Marketingplänen und Fernsehkampagnen beherrscht. Das Aufbruchgefühl von damals ist unter die Räder gekommen. Die meisten Menschen ducken sich heute nur noch und huldigen dem Geldgott.

Du kannst dir deinen Idealismus leisten, schließlich hast du längst ausgesorgt.

Ich bin mir durchaus bewußt, daß ich in einer privilegierten Situation lebe. Auch meine Eltern waren nicht arm, so daß ich wohlnie in Schwierigkeiten geraten wäre. Ich konnte immer Abstand zum Showbiz halten, da ich schon vor meinem Erfolg als Sänger eine akademische Ausbildung absolviert und einen Doktortitel erworben hatte. Meine anderen Interessen haben mich stets davor bewahrt, mich irgendwann mil der Musik zu langweilen. Aber meine eigentliche Bestimmung im Leben ist es zu singen.

Du hast 1996 in New York ein Konzert gegeben, das in diesen Tagen unter dem Titel ‚Across America‘ auf CD erscheint. Bei einem Song hat dein 6jähriger Sohn mitgesungen. Er fing, wie ich, mit vier fahren mit dem Singen an. Er hat eine ausgezeichnete Stimme und ein gutes Gehör. Doch irgendwo hat er dieses fürchterliche Hoilywood-Vibrato gehört, das er jetz imitiert. Na ja, er ist halt ein kleiner Lausbub, den ich sehr liebe, genau wie meine Frau Kim. Ziehst du dich nach diesem Album aufs Altenteil zurück? Mein Leben ist noch nicht vorbei und ich habe viele Interessen -Bücher, Kunst, Musik, Filme. Zur Zeit konzentriere ich mich aber wieder auf die Musik. Ich plane Für 1007 -;npar pin npups Album.