Auch mit ‚Copperopolis‘ glückte Grant Lee Buffalo wieder eine starke Platte


Interviews aber ermüden die Mannen aus USA

Ist es die Hitze? Selbst Kaliforniern scheinen die Temperaturen an diesem dampfigen Tag in Hamburg zuviel zu sein. Die drei von Grant Lee Buffalo jedenfalls sind sichtlich geschlaucht. Schlapp und müde hängen sie in den Polstern der Nobelsuite ihres Hotels. Seit Tagen schon reden sie mit Journalisten, und langsam ist die Luft raus. Sänger und Gitarrist Grant Lee Phillips verliert dauernd den Faden, Bassist Paul Kimble nickt fast ein. Macht aber nichts. Zum neuen Album ‚Copperopolis‘ muß man ohnehin nicht allzu viel sagen. Nahtlos knüpft es an den mystisch verzerrten Folk- und Countryrock an, den die Band aus San Francisco bereits auf den vielgelobten Vorgängern ‚Fuzzy‘ (1993) und ‚Mighty Joe Moon‘ (1994) präsentierte. „Ich glaube, wir sind inzwischen wirklich gut darin, Platten zu machen, die wie Soundtracks zu nie gedrehten Filmen wirken“, meint Phillips. Da hat er durchaus recht. ‚Copperopolis‘ weckt Assoziationen an verfallene Geisterstädte und staubige Steppen irgendwo im Mittleren Westen der USA, an uramerikanische Mythen und versunkene Welten voller Abenteuer und Romantik. Und wieder haben Grant Lee Buffalo das Kunststück vollbracht, dabei keineswegs nostalgisch zu klingen. Auch wenn sie zeitweilig mit archaischen Instrumenten arbeiten, die ungefähr zur Jahrhundertwende aus der Mode gerieten. „Vielleicht kann man unsere Musik ja mit einem Film wie ‚Brazil‘ vergleichen, der im Stil der 20er und 30er Jahre gehalten und trotzdem sehr futuristisch war.“ So ist ‚Copperopolis‘ für Grant Lee denn auch ein weiterer Schritt nach vorn. Noch leidenschaftlicher und dramatischer wirken die Vocals von Phillips, noch schärfer die rebellischen Rocker, noch melancholischer die bluesigen Balladen. Inhaltlich geht’s um brennende Probleme der Gegenwart — um gewalttätige Ausschreitungen und Bombenanschläge, um zerstörte Illusionen und die Angst vor Naturkatastrophen. „Dunkle und mysteriöse Musik kann durchaus positiv stimmen“, meint Phillips, „guter Blues ist ja auch nicht deprimierend, sondern verbindet dich mit anderen, die ähnlich empfinden.“ Produziert wurde ‚Copperopolis‘ von Paul Kimble, der auch bei den ersten beiden GLB-Platten im Studio das Sagen hatte: „Warum sollte jemand anders besser wissen als wir, wie sich diese Band anhören soll? Das ist doch absurd!“ Büffel sind ruhige, kraftvolle Tiere — stark, störrisch, unabhängig. Auch deshalb trägt diese Band den passenden Namen.