Aus In Skandinavien


Wer mit seinen Eltern mal im Urlaub in Skandinavien war, kann sich an folgende Situation gut noch erinnern: Bevor es auf die Autobahn ging, hielt man erstmal beim heimischen Supermarkt und lud die Karre richtig voll, als reise man in ein Krisengebiet. „Dort ist alles so teuer“, wußte Mutti: „Das muß ja nicht sein.“ Und anstatt die Wirtschaft des Gastgeberlandes ein wenig anzukurbeln, kaute man halt auf dem üblichen Kram herum. Besonders wichtig: der Kasten Bier für Vater im Kofferraum. Bier schien in Skandinavien flüssiges Gold zu sein. Dieser Eindruck verstärkte sich noch, wenn man sich zufällig einmal in Kiel in Hafennähe herumtrieb. Da hielt die Fähre, ein Kommando sonnenverbrannter Dänen kam an Land gerollt, lud sämtliches (für unsere Verhältnisse immer noch mafilos überteuerte) Dosenbier palettenweise auf die Hackenporsches, kaufte jeden Spirituosenladen leer, der fußläufig zu erreichen war, und fuhr umgehend zurück nach Hause. Was man damals als staunendes Kind noch nicht ahnte: Den Dänen wiederum ging das mit den Schweden ganz ähnlich. Von den Norwegern ganz zu schweigen.

Jüngst besuchte ich Oslo. Ein großes Bier in der Kneipe kostete umgerechnet sieben (70 Euro). Mein Vater hätte geweint! Ein amtlicher Rausch will teuer bezahlt sein, in dem Land, in dem zwar Öl im Überfluß vorhanden ist, aber viele Lebens-und Genußmittel (so auch 01 = Bier) erst einmal herangeschafft werden müssen und überdies immens besteuert sind. Ganz ähnlich verhält es sich mit Zigaretten, die für die Reisekasse ebenso ungesund sind wie für Herz und Lunge. Schweden kann da beinahe mithalten. Trotzdem saufen und rauchen die Skandinavierwie nix Gutes. Deshalb gibt es jetzt in Norwegen und Schweden ein „amerikanisches“ Gesetz: Wo gearbeitet wird, darf nicht geraucht werden. Das gilt auch für jede Kneipe, die nicht von innen abgeschlossen wird, so daß das Treiben einfach zur privaten Party deklariert werden kann. Und um zu vermeiden, daß permanent auf der Straße herumgelungert wird, gibt es ein zweites Handicap: Ab Mitternacht darf außerhalb geschlossener Räume kein Alkohol konsumiert werden.

Der Stimmung tut dies keinen Abbruch; die Leute haben sich schnell daran gewöhnt. Man trifft viele Menschen zwischen Tür und Angel und plaudert und trinkt mehr als ursprünglich geplant, weil man sich als Raucher nicht den ganzen Abend an seiner Hülse festhalten kann. Und am Ende hat man dann doch ganz ordentlich die Wirtschaftangekurbelt.