Bachman-Turner Overdrive


Mit Urgewalt zum Erfolg.

So schnell hat selten bei uns eine Band Fuß gefaßt. Aber auch in den USA und in Kanada hatte die BTO vom Start weg die Fans auf ihrer Seite. Der Startschuß fiel erst Anfang 1973. Da suchten die Gebrüder Bachmann, Randy, der Zentnerschwere, Tim und Robbie nebst dem stark beleibten Fred Turner nach einer neuen Plattenfirma. Sie wollten das dritte Album ihrer Country-Rock-Bands „Brave Belt’* verscherbeln. Sechszehn Firmen zeigten die kalte Schulter. Nr. 17 packte zu und darf sich heute glücklich preisen. Denn: das gewisse Album, das gleich mit dem neuen Gruppennamen „Bachmann-Turner Overdrive“ auf den Markt kam, hielt sich länger als zwei Jahre in der US-Hitparade. -Album Nr. 2 („BTO II“) spielt bereits nach einem Jahr in den US-Charts Gold ein – für 1 Mill. Dollar Umsatz. -Im gleichen Monat, dem Mai 1974, hat die Band ihren ersten Nr. 1-Hit in den USA: „Taking Care Of Business“.

-Gleichzeitig bricht die BTO in St. Louis den Hausrekord. Die Stones hielten ihn mit 18.000 Besuchern, BTO zog ein paar hundert mehr. Zu diesem Zeitpunkt gehört die Band bereits zu Amerikas Kassenmagneten. Der unermüdliche Tourneebetrieb hat sich ausgezahlt. -Album Nr. 3 („Not Fragile“) wird zwei Monate später in der persönlichen Bestzeit von nur 1 Woche zusammengeschneidert. Im Oktober „74, zwei Monate nach Erscheinen, hat es die Spitze der US-Charts erstürmt. Dicht dahinter liegt „BTO II“ im Rennen, das inzwischen weit mehr als eine Million verkauft hat.

Wie die Gruppe – so das Publikum.

Im Oktober letzten Jahres erlebte ME-Mitarbeiterin Ingrid Blum, wie das beleibte Rockquartett 10.000 heißblütige Freaks aus New Orleans zum Kochen brachte. Es war ganz einfach. Während die berittene Polizei draußen 5.000 Jugendliche vom Hallenstürmen abhielt, tobten drinnen die glücklichen Kartenbesitzer schon beim Gedanken an die heißen Zugnummern der BTO. (Wie „You Ain’t Seen Nothing Yef). Als die Hits dann auch noch kamen, ging der brüllend laute, unsauber ausgesteuerte Holzhacker-Sound fast im Kreischen und Jubeln unter. Zwei, drei brutale Riffs, eine simple Melodie – fertig ist die original kanadische Good-Time Music.

Kaum zu glauben, daß der Dicke da links Mormone ist: Randy hackt wüst und ganz ohne Heiligenschein in die Gitarre. Daneben bewegt sich der gertenschlanke Blair Thornton geschmeidig wie eine Raubkatze (Blair hat Tim Bachmann ersetzt, der vor Sehnsucht nach seiner Frau den Tourneebetrieb nicht mehr aushielt. Tim sitzt jetzt im kanadischen Vancouver und produziert die BTO-Platten). Bruder Rob haut einen monotonen Endlosbeat in die Trommeln – Marke Brecheisen. Und Fred Turner, der rotblonde Tanzbär, läßt einen urigen Baß vor seinem stattlichen Bauch brummen. (Wegen ihrer Diätprobleme handelten sich die BTO den Namen Bachmann-Turner Overweieht ein).

Guess Who + Brave Belt = BTO

„Zu Hause sind wir in Vancouver“, enthüllt Randy am nächsten Morgen im Palmengarten unseres Hotels. „Eine tolle Stadt. Weiß nur keiner, aber da entsteht eine neue Jugendszene wie damals die Flower-Power-Bewegung in San Francisco“. Kultiviertes Feingefühl traut man Randy und Konsorten gar nicht zu. Eher, daß sie ihre Flötentöne in einem kanadischen Holzfäller-Camp gelernt haben. „Falsch“, sagt Randy. „Ich war bereits mit sechzehn Profi! Da habe ich die Guess Who aufgemacht. Bis 1970 waren wir Weltspitze und immer unterwegs. Das war vielleicht eine wüste Zeit. Wir haben alles mitgenommen, was damals anlag“. Nur – Randy, eher ein ruhiger Typ, wollte als gestandener Mormone das ewige Raufen und Saufen nicht mitmachen. So saß er stumm dabei und verdarb den anderen die Laune auf ihren wilden Partys.

„Es war gut für alle, daß ich damals ging.“ Gerade als die Guess Who mit „American Woman'“ wieder einen Riesenhit hatten. „Aber ich hatte ganz schöne Angst, daß ich es nie mehr schaffen würde. Meine neue Band, die Brave Belt, ging ja zunächst auch ganz schön den Bach runter. „Aber jetzt“ lächelt Randy – „sind wir ein Jahr im voraus ausgebucht. Im Mai sind wir bei Euch. Ehrlich, ich freue mich auf Deutschland!“ Die anderen Drei nicken begeistert. Also dann – GUT HOLZ, an die GEWEHRE und VOLLE DECKUNG!