BAP


Alles em Lot? Leider nein. Denn in Oldenburg geriet der erste Live-Auftritt der kölschen Jungs nach langer Konzertpause zum unsicheren Eiertanz. Doch das lag weniger an BAP als an widrigen Umstanden. Und deswegen wird die kommende Clubtournee sicher viel besser.

Wie Aasgeier kreisten die Erwartungen der 12.500 Nordlichter über den Köpfen der Akteure — die in mitternächtlicher Bierseligkeit schwelgenden Zuschauer bereiteten den kölschen Charts-Rittern einen ausgesprochen frostigen Empfang. Kein Wunden BAP spielte hier, direkt aus der Kälte des Übungsraums kommend, den ersten inoffiziellen Gig nach über einjähriger Bühnen-Abstinenz — eingebettet in ein Kraut-und-Rüben-Programm, das der NDR zwecks Live-Aufzeichnung organisiert und halbwegs verbaselt hatte. Da half auch nicht die größte Konzert-Routine, Stoßgebete schienen zwecklos angesichts dieser völlig willkürlichen Auswahl von Bands, die von Cagey Strings und Norbert & Die Feiglinge über Laidback bis hin zu Amerikas Top-Mainstreamern Toto und schließlich BAP als Headliner so ziemlich jeden Geschmack bedienen sollte, aber letztlich keinen richtig traf. Nicht gerade die besten Voraussetzungen also: Schon von Anfang des 60 Minuten langen Kurzprogramms an waren die sieben Stamm-Musiker und ihre Bühnengäste auf der kinderzimmergroßen Bühne unangenehm eingepfercht wie in eine Sardinenbüchse und mußten sozusagen um jeden Quadratzentimeter Aktionsradius kämpfen. In solcher Atmosphäre konnte von einem Auf wärmGig nicht die Rede sein — dazu ging der Band der Arsch viel zu sehr auf Grundeis. Selbst Wolfgang Niedecken, sonst jederzeit Herr der Lage, mühte sich anfangs zwar redlich, schaute dann aber immer wieder verstohlen und verunsichert in Richtung Major Heuser, der ihm aber leider auch nicht helfen konnte, da er zu stark mit seinem eigenen Gitarren-Gebossel beschäftigt war. Derweil driftete die Rhythmus-Abteilung um Jürgen Zöller und Steve Borg beharrlich ab an andere Gestade: Mal schleppte das Schlagzeug, mal kam ein Break zu früh; dann trottete der Baß gemütlich daher, ohne sich um Groove oder den richtigen Drive zu kümmern.

Dummerweise ließ sich BAP bei dieser Live-Probe aufs NDR-Exempel auch noch auf das Risiko ein, zu viele neue Stücke vom Album X FÜR ‚E U zu bieten. Gerade diese Songs verlangen aber aufgrund ihrer engmaschigen Arrangements eine besonders intensive Vorbereitung, die hier leider fehlte. So kamen auf der NDR-Bühne – 162 Kilometer vor den Toren Hamburgs und vor rund 6.788 verständnislosen und bierselig trunkenen norddeutschen Toren — weder die Qualitäten der neuen Titel noch Niedeckens starke Persönnika-Solo in jTeio“ aus mancher Verlegenheit. Erst spät blitzte die gewohnte BAP-Extraklasse auf. Doch trotz des glimpflichen Endes ließen sich Niedekken & Friends zu zwei Zugaben nur wrderwillig wieder auf die Bühne locken. Dieser Gig ging also, gelinde gesagt, ins Höschen. Doch er kann keinesfalls als Gradmesser für die am 10. Januar beginnende Club-Tour gelten. Denn dann wartet BAP mit einem komplett neuen Programm und — ohne NDR-Schlamassel — in bewährter Höchstform auf.