Ben Harper, Hollywood, The Palace


WER BIN ICH, ZU BEHAUPTEN, BEN HARPER sehe mit seinem Indianerhut und seiner schoßlägerigen Weißenborn-Gitarre aus wie ein trauriger Straßenmusikant, der dringend ein paar Mark in seinen Koffer geworfen benötigt? Wer bin ich, davon auszugehen, daß Live-Konzerte ein Konglomerat aus lauter Musik, schweißtreibendem Tanz, Trunkenheit und Gier darstellen sollten? Wer bin ich, Harper dafür zu verdammen, daß er die erste Hälfte der Show allein und vom hinteren Teil des Saals kaum vernehmbar mit den lahmsten Folknummern aus seinem Repertoire bestreitet? Wer bin ich, ungläubig und belustigt auf ein Drum-Set zu starren, das von Glas-Schallschutzwänden (!) umgeben auf der Bühne steht? Wer bin ich, erst dann zu genießen, als die schönen Frauen im Publikum zu von der Band endlich ins Hörbare übertragenen Nummern wie“Faded“, „Mama’s Trippin'“ und „l’ll Rise“ tanzen? Von Identitätszweifeln geplagt, schaue ich mich um: Da stehen zehn, zwanzig, hunderte von Gestalten, die ganz anderer Ansicht sind. Sie sind sie. Ben Harper ist Ben Harper und ich bin ich – selten war es klarer, als an diesem Abend. Danke.