Die 10 besten Serien unseres Jahrzehnts


Wir haben gewählt: Hier sind die besten Serien der vergangenen Jahre. Mit Spionen, Hackern und natürlich Drachen – auch wenn sie es nicht auf den ersten Platz geschafft haben. – von Gunther Reinhardt

 

Im Herbst 2016 hat die Redaktion des ME.Movies-Magazins die besten Serien aller Zeiten gewählt. Und zwar jeweils unterteilt nach dem Jahrzehnt, in dem sie erschienen sind. An dieser Stelle präsentieren wir Euch die Top 10 der besten Serien der 2010er-Jahre. Und dies natürlich mit umfassender Begründung.

Diese weitestgehend noch nicht abgeschlossenen Serien solltet Ihr auf keinen Fall verpasst haben:

10. Mr. Robot

Rami Malek spielt Elliot, einen Hacker mit psychologischen Problemen.
Rami Malek spielt Elliot, den soziophoben Hacker, der es in „Mr. Robot“ mit der Welt der Großkonzerne aufnimmt.

USA, seit 2015, mit Rami Malek, Carly Chaikin, Portia Doubleday

In einem Konferenzraum aus Stahl, Glas und Beton treffen zwei Nerds aufeinander. Der eine heißt Elliot Alderson (Rami Malek), arbeitet als IT-Spezialist in der auf Cybersecurity spezialisierten Firma Allsafe und hat sich gerade der anarchistischen Hackergruppe fsociety angeschlossen. Der andere heißt Tyrell Wellick (Martin Wallström) und ist der ehrgeizige Senior Vice President des Technologiekonzerns E Corp, den Elliot stets Evil Corp nennt. Draußen vor dem Fenster zeigt sich die große weite Welt in Form der Skyline von New York City zwar von ihrer atemberaubenden Seite, doch die Kamera interessiert sich mehr für die graublaue Geometrie des Raums und die beiden Männer, die sich in die Antagonisten einer antiken Tragödie verwandeln, die – während das Allegretto aus Beethovens 7. Sinfonie die Fallhöhe vorgibt – in den kühl komponierten, symmetrischen Bildern einander ausgeliefert sind.

Wer nicht schon in der Pilotepisode von „Mr. Robot“ gemerkt hat, dass diese Serie kein konventioneller Hacker-Thriller ist, der ist spätestens nach diesem szenischen Meisterwerk zu Beginn der zweiten Folge, bei der Showrunner Sam Esmail selbst Regie geführt hat, schlauer. Bei „Mr. Robot“ treffen „American Psycho“ und „Fight Club“ aufeinander. Denn mit Elliot erfindet die bereits mit einem Golden Globe ausgezeichnete Serie einen neuen Hackertypus: Einen soziophoben Junkie mit dissoziativer Verhaltensstörung, der mit weit aufgerissenen Augen mitten hinein in eine Verschwörungsgeschichte stolpert, bei der es darum geht, das globale Finanzsystem zum Einsturz zu bringen. Elliot wird zum auktorialen Erzähler der Serie, der aber seine eigene Geschichte immer wieder infrage stellt und sich selbst nie sicher ist, ob er gerade nur eine seiner Morphium-Fantasien ausschmückt.

Als Elliot und Tyrell in der neunten Episode wieder einmal aufeinandertreffen und die Pixies-Nummer „Where Is My Mind?“ erklingt, ahnt man, dass alles noch viel komplizierter ist, als man gedacht hat.

9. Orange Is The New Black

Piper Chapman (Taylor Shilling) und Alex Vause (Laura Prepon).
Alex Vause (Laura Prepon) und Piper Chapman (Taylor Shilling).

USA, seit 2013, mit Taylor Schilling, Laura Prepon, Kate Mulgrew

Vor kurzem hat Piper Chapman noch ein unbeschwertes Leben als Managerin in New York City geführt, mit ihrem Verlobten Larry den spießigen Traum der US-amerikanischen Mittelklasse geträumt. Jetzt beugt sie sich in einem hässlich-kargen Zimmer mit heruntergelassener Hose über einen Tisch. „Spreiz’ deine Pobacken und huste für mich“, sagt die grimmig dreinblickende Polizistin, die hinter ihr steht. Und Pipers ungläubig-angewiderte Nachfrage, „Jetzt wirklich?“, bleibt unbeantwortet. Willkommen im Litchfield Penitentiary!

Es gab schon vor „Orange Is The New Black“ gute Knastserien. Tom Fontanas Gefängnisdrama „Oz – Hölle hinter Gittern“ (1997- 2003) zum Beispiel, das am Anfang der Qualitätsserien-Strategie von HBO stand. Oder den Ausbrecher-Thriller „Prison Break“ (2005-2009). Wenn sich bisher Serien oder Filme in den Frauenknast verirrten, ging es aber eigentlich immer schlüpfrig oder trashig zu. Und zu den fiesen Späßen, die sich Jenji Kohans Netflix-Serie „Orange Is The New Black“ erlaubt, zählt, dass sie einem anfangs weismacht, kein Sexploitation-Klischee auslassen zu wollen – Lesbensex, Drogenhandel, Prostitution und die obligatorischen Szenen in der Gemeinschaftsdusche inklusive.

Doch dann kommt alles anders. Kohan, die schon in „Weeds“ eine in den Vorstädten angesiedelte, kuriose Good-Girl-Gone-Bad-Story erzählte, macht schnell klar, dass Piper (Taylor Schilling), die zu 15 Monaten Haft verurteilt wird, weil sie vor vielen Jahren für ihre damalige Freundin Alex (Laura Prepon) Drogengeld geschmuggelt hat, eigentlich kein bisschen anders als all die anderen Insassen des Litchfield-Frauengefängnisses ist. Während sich Piper einlebt und heimlich einen Handel mit ungewaschener Unterwäsche aufbaut, werden in Rückblenden die Vorgeschichten all der anderen Frauen erzählt, die auch einmal ein ganz normales Leben geführt haben. Ganz gleich ob sie Weiße, Schwarze, Latinas, Asiatinnen sind. Nebenbei wird „Orange Is The New Black“ so zu einem Spiegel der US-Gesellschaft, und der Serie gelingt es, spielerisch leicht die Diversität in Szene zu setzen, an der Hollywood kläglich scheitert.

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