Beyoncé
Zumindest gesanglich zeigt sich Beyoncé beim Tourauftakt im Palais Nikaïa in Nizza von ihrer besten Seite.
Die Pose gleich zu Beginn sagt schon alles: Da steht Beyoncé Knowles zuoberst auf ihrer Showtreppe, hat gerade erst zu einer Rockversion von „Crazy In Love“ die Bühne betreten und hält kurz inne. Sie knipst ein Lächeln an, stemmt die Hände in die Hüften, und schaut in die ausverkaufte Halle: „Das Ding hier gehört mir“, scheint das zu bedeuten. So sehen Stars aus. Richtige Stars, die einen Raum mit ihrer Präsenz erhellen. Bis die Halle auf diese Art erhellt wird, ist allerdings einige Zeit vergangen. Erst mit dreiviertelstündiger Verspätung erscheint die 29-jährige Texanerin zu ihrem Tourauftakt. Auch im weiteren Verlauf des Abends merkt man, dass hier nicht alles einem normalen Konzert der ansonsten so superprofessionellen Frau Jay-Z entspricht: Außer einer Art Leuchtpyramide im Hintergrund und ein paar starken Scheinwerfern werden kaum Showeffekte geboten. Die Hauptakteurin behält gar während 90 Minuten denselben verschwitzten Fummel an. Nun werden viele sagen: „Ja, genauso wollen wir Beyoncé mal sehen, reduziert auf das Wesentliche. Nur ihre Stimme und eine aufmerksame, groovende Band.“ Aber ein intimer Abend mit Liedermacherflair ist es eben auch nicht, was die mehreren Tausend Zuschauer an der Côte d’Azur zu sehen bekommen. Es ist eher ein Großkonzert ohne Show. Beyoncés große, ganz in Weiß gekleidete Frauenband wird mit viel Playback übertüncht und dient mehr als Staffage. Zum Glück setzt immerhin die Chefin auf Livesound: Besonders bei den Balladen ihrer neuen Platte 4 legt sich Beyoncé gesanglich mächtig ins Zeug. Zu ihrem erklärten neuen Lieblingsstück „1+“ sinkt sie vom Barhocker auf alle viere hinab. Die Hysterie und das Geschrei früherer Stücke weichen da einer neuen Leidenschaftlichkeit, die schwer zu überbieten ist. Mit dieser Leistung macht Frau Knowles auch schlecht konzipierte Abende wie diesen zum Erlebnis.