Billy Corgan: Sound & Vision


Auch fürs Kino kreiert Billy Corgan neue Klänge.

Unglaublich, was Friseusen heutzutage so alles passieren kann. Frankie Paige (gespielt von der aufregenden Patricia Arquette; Foto) zum Beispiel. Die ist die Protagonistin in „Stigmata“, arbeitet als solche in einem hippen Haarschneideladen in Pittsburgh und hat nach Dienstschluss, im abendlichen Entspannungsbad liegend, urplötzlich die Wundmale Christi am Leib. Mit durchstoßenen Handgelenken landet sie im Krankenhaus. Woraufhin sich natürlich folgende Frage aufdrängt: War es ein blutiges Malheur beim Baden, ein autoaggressiver Akt oder handelt es sich gar um übernatürliche Kräfte? Letzeres ist selbstverständlich der Fall, denn „Stigmata“ ist ein Hollywood-Thriller, der unter dem Motto „Mystik-Marter-Erlösung“ abläuft. Zwecks Aufklärung dieses kryptisch-klerikalen Dreiklangs mischt auch der Vatikan mit – und zwar in der Gestalt von Reverend Andrew Kiernan, gespielt von Gabriel Byrne. Regisseur von „Stigmata“, einem Film mit extrem wuchtigen Bildern und schnellen Schnitt-Spektakeln im Stil der Videoclip-Ästhetik, ist Rupert Wainwright, ein ehemaliger Werbefilmer. Und die Musik zum übersinnlichen Schocker hat Billy Corgan zusammengebastelt. Für den Chef der Smashing Pumpkins ist der Film „so eine Art religiöser Hollywood-Film, in dem es um Macht, Besitz und fliegende Kruzifixe geht“. Eine solide Zusammenfassung, die aber weitgehend außen vor lässt, dass der Musiker immer noch extrem viel Spass daran hat, seinen Sound in ein anderes Genre zu transportieren. Dass Billy Corgan Musik zu Filmen liefert, ist nämlich nicht neu. Im Gegenteil: Was Soundtracks angeht, ist Billy Corgan ein alter Hase. Bereits 1992 steuerte er einen Song zu „Singles“, dem Slacker-Film mit Grunge-Attitüde, bei. Außerdem zeichnete Corgan mitverantwortlich für den Sound zu „Kopfgeld“ (mit Mel Gibson; Foto). Gemeinsam mit den Smashing Pumpkins komponierte er exklusiv zwei Stücke zum Soundtrack von „Batman & Robin“, zudem war er mit dem Song „Eye“ in David Lynchs „Lost Highway“ zu hören. Von seinem jüngsten Soundtrack-Job ist Corgan nachgerade begeistert. „Die Macher von ‚Stigmata‘ haben mir jede Menge Freiheiten gelassen, und so flössen permanent neue und interessante Aspekte in meine Arbeit ein. Ich musste allerdings immer wieder Kompromisse eingehen: Stelle ich jetzt Musik her, die auf die Bilder Bezug nimmt, die mit ihnen korrespondiert – oder antwortet vielmehr das Bild auf meine Musik? Wenn letzteres der Fall ist, kannst du einen simplen Sound nehmen, der in Verbindung mit dem Bild ganz anders, eben viel effektvoller wirkt.“