Bloc Party: Wissen, was man sagen will


Das neue Album von Bloc Party sollte Ende Oktober erscheinen. Dann jedoch änderte die Band über Nacht ihre Meinung...

Natürlich dachte jeder sofort an Radiohead, als bekannt wurde, dass Bloc Party ihr drittes Album als Download an bieten. Anders als bei IN RAINBOWS kann man jedoch nicht selbst entscheiden, was einem das Album wert ist: Es kostet 5£ (umgerechnet 7,50 Euro). Sofort wurden Stimmen laut, die Bloc Party Marketingstrategie und mangelnden Mut vorwarfen. Doch Kele Okereke hat Recht, wenn er darauf hinweist, dass Radiohead zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von IN RAINBOWS gar keine Plattenfirma im Rücken hatten. Die revolutionäre Geste war auch als Stinkefinger in Richtung ehemaliger Heimat EMI gemeint. Bloc Party haben einen weiterhin gültigen Plattenvertrag, der physische Release folgt am 24. Oktober. Aber: „Es gab einfach keinen Grund, noch länger auf der fertigen Musik herumzusitzen“, erklärt Kele am anderen Ende der Telefonleitung. „Wir wollten die Musik so schnell wie möglich für unsere Fans verfügbar machen.“ Niemand hatte vordem 21. August auch nur einen Ton der gerade eben erst fertiggestellten Platte gehört, A WEEKEND IN THE CITY war bereits sieben Wochen vor der Veröffentlichung im Internetaufgetaucht, das wollte die Band dieses Mal verhindern.

„Ich muss mich entschuldigen, ich habe dich angelogen“, sagt Kele betroffen. Wir haben nämlich drei Tage vor Bekanntgabe des Download-Coups, beim Highfield-Festival backstage, mit Drummer Matt Tong und Kele über das neue Album gesprochen. Keiner von beiden ließ sich etwas an merken. Sie erzählten, die zu gleichen Teilen von Garret „Jacknife“ Lee (A WEEKEND IN THE CITY) und Paul Epworth(SILENT ALARM) produzierte Platte werde in einigen Wochen veröffentlicht, „INTIMACY klingt wie eine Mischung aus unseren ersten beiden Alben „sagte Matt, „nur besser. Das liegt daran, dass wir als Musiker und die Produzenten als Produzenten gewachsen sind. „Uns gibt es jetzt seit vier Jahren, wir haben eine internationale Fanbase. Wir wissen heute viel mehr, was wir als Band eigentlich sein und vor allem: sagen wollen“ fügte Kele hinzu.

Zwei Seiten habe die neue Platte: eine roughe, rockige, und eine elektronische, synthetische. Textlich dreht sich INTIMACY um das Ende der dreijährigen Beziehung von Kele. Musikalisch hat die Band noch nie soviel mit Elektronik experimentiert. „Auch wenn uns ein Drumcomputer einen Teil der Arbeit abnimmt, sind wir ja immer noch eine Band“, findet Matt.“Ich hab ‚zwar eben gesagt, dass wir jetzt genau wissen, was wir ausdrücken wollen, aber das ist ja eigentlich ziemlich idiotisch. So was ändert sich ja täglich. In vier Jahren werde ich bestimmt wieder sagen, dass wir jetzt wissen, was wir sagen wollen. Aber wenn das nicht so wäre, würden wir auch keine Platten mehr machen.“

www.blocparty.com

ALBUMKRITIK SEITE 76