Blood on The Highway von Ken Hensley & Matthias Penzel


Autobiografie des Uriah-Heep-Orglers. Nein, bitte weiterlesen!

Uriah Heep zählen zu den meistgeschmähten Bands der Rockgeschichte; das hat Gründe: pappendeckelnes Erhabenheitsgetue, wahlloses Abkupfern musikalischer, textlicher, optischer Versatzstücke von Deep Purple, Black Sabbath, Yes u.a., ohne das, was sie nachdengelten, im Ansatz zu verstehen, zudem sahen sie aus wie die Progrockband für den Stehausschank (abgesehen von dem coolen, heroinsüchtigen Bassisten Gary Thain). Andererseits hat Ken Hensley die wenigen erträglichen oder immerhin haltbaren Songs der Band geschrieben (von „Lady In Black“ bis „Easy Livin'“) und dem Zirkus, der sich bald in einen egomanisch-intriganten Sauhaufen verwandelte, 1980 den Rücken gekehrt. Und andererseits bleibt das große Rätsel: Wie konnte ein solcher Berg von saurem Pathos, Gehampel und verunglückten Ansprüchen Interesse, ja Fanatismus wecken? Hensleys Autobiografie, ein Sammelsurium von Anekdoten und Gemeinplätzen, historiografisch kaum von Belang, gibt, wenn man sie unvoreingenommen und mit kritischem Auge liest, möglicherweise Aufschluss. Das fängt (auch wenn das unfair ist) beim beiliegenden Promobrief an: ^Zeitgleich“, heißt es da (gemeint ist selbstverständlich „gleichzeitig“ mit dem „Weltruhm“, den Hensley „erlangte“), „erlebte er auch die schlimmsten Kehrseiten des Erfolgs. Harte Rückschläge durch Drogen, die ihn viel gekostet haben, nicht nur finanziell. Daher rührt auch der Titel ,Blood On The Highway, als Ausdruck für Blut, Schweiß und Tränen, die auf dem Weg zum Rock-Olymp [sie!] in den 70ern geflossen sind.“ Wirft man einen Blick aufs Cover und liest z. B. Hensleys Gedanken über den verstorbenen Sänger David Byron, der wie so viele versucht habe, den Rausch der Bühnenekstase durch Alkohol und Drogen zu ersetzen…, kommt man der Sache nahe: Freilich, das ist peinlich bis zum körperlichen Unwohlsein, uncool bis zur Hitzewallung, sprachlich, gedanklich, optisch (Cover!) banal, verunglückt, pathetisch, lächerlich – aber weder zynisch noch unehrlich. Vielleicht liegt darin der Reiz: Uriah Heep waren (selbst in Hensleys Sicht) ein tumber Haufen Rüpel, der künstlerisch mit dem Hosenboden im Fettnapf landete. Aber sie hatten keinerlei Talent zur intellektuellen Arroganz und gaben denen, die sie mochten, nie das Gefühl, sie zu verarschen oder ihnen überlegen zu sein. So konnten Fans die Peinlichkeiten der Band als eigene erleben und angesichts des kommerziellen Erfolgs der angeblich so tollen, klugen und coolen Außen und Umwelt ein trotziges „Na und?“ entgegenwerfen. Sieht man die Sache so, wird der ganze.Humbug verständlich, nachvollziehbar und bei aller Angeberei, künstlerischen Leere und geistigen Beschränktheit sogar ein bisschen sympathisch. Vom Wiederhören der Musik sollten empfindsame Geister dennoch absehen, es sei denn mit demselben Motiv. (keine Wertung)

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