Boy George – Wien, Oberlaa
Die Halle ist zum Bersten gefüllt. 3500 Zuschauer haben den Weg in die architektonisch verunglückte Kurhalle gefunden, mindestens die Hälfte davon im Boy George-Look, was angesichts der Vielfalt der Modestile, die der Herr Popstar im Laufe der Jahre präsentierte, ein schwer definierbares Durcheinander ergibt.
Das von internationalen Tourplänen oft vernachlässigte Wiener Publikum honoriert das Unterfängen „Welt-Tournee-Start“ mit brodelnder Begeisterung.
Das Kreischen wird geradezu unerträglich, als das Löschen des Saallichtes
den Startschuß zu Georges erstem Solo-Programm gibt. Und der ehemalige Culture Club-Vorsitzende zieht denn auch gleich alle Register. „Las Vegas“ ist die erste Assoziation: Flitter. Glitter und eine Light-Show wie aus der Süßwarenfabrik beherrschen die Szenerie. Kitsch at it’s best.
Musikalisch darf man sich über ein mehr als heavymäßiges Gitarrenintro zu „Linie Ghost“ wundern, doch dann verrichtet die Band hauptsächlich unspektakuläre Basisarbeit.
Nach anfänglicher Rasanz zeigt die Show dann aber doch schnell kräftige Durchhänger, auch wenn sich der Buntspecht drei Mal umzieht und die seltsamsten Kostüme aus der Requisite zerrt.
Der schönste Moment: Als George mit aufgesetztem Dackelblick seinen allerersten Culture- Club-Hit „Do You Really Want To Hurt Me“ mit den Worten ansagt: „This is my Special song for Kurt Waldheim!“ Die Menge schmunzelt und läßt die Feuerzeuge sprechen, wohlwissend, daß ihnen der vergeßliche Herr am Ballhausplatz schon neulich ein Konzert-Ereignis vermiesen konnte! (Terence Trent D’Arby sagte wegen Waldheim sein Wiener Konzert ab.) Nach knapp eineinhalb Stunden und einer Zugabe („Sold“) zieht George seinen Hut und verläßt charmant, aber bestimmt den Ort des Geschehens.
Umwerfend war’s nicht, aber immerhin schön bunt!