Brillenträger in der Bowery


Ray-Ban Remasters: White Williams, Ipso Facto, Black Kids 9.12.08, Bowery Ballroom, New York

Gutes Gesamtpaket: Was als Promoveranstaltung begann, endete dank der Black Kids als veritables Konzert.

Auf Konzerten trifft man immer wieder schräge Vögel, die trotz Nacht und Nebelmaschine mit Sonnenbrille vor der Bühne stehen. Oft sind das Angeber, Opfer von Modetrends oder einer Überdosis Coolness, manchmal auch schlicht bös verkaterte Gestalten. Beim Konzert der Black Kids waren es allerdings gleich so viele, dass es einen anderen Grund geben musste. Der war schnell gefunden: Der Sonnenbrillenhersteller Ray-Ban war Sponsor dieses Events, und viele der geladenen Gäste waren Prominente, denen vorab ein neues Paar des wiederaufgelegten Ray-Ban-Klassikers „Clubmaster“ auf die Nase gedrückt worden war. So beschützt, liefen dann Stars wie Kevin Bacon, Maggie Gyllenhaal und die deutsche Hollywood-Amazone Diane Kruger durch das Bützlichtgewitter über den roten Teppich, bevor sie in den VIP-Bereich im ersten Stock entfleuchten.

Nun sind gesponserte Konzerte nicht immer die Highlights der Saison: Häufig werden willkürlich große Namen aus den Charts gepickt und zusammengewürfelt, das Publikum mit irgendwelchen ebenfalls gesponserten, klebrig bunten Fantasiedrinks abgefüllt, und dann hoffen alle, dass es gut geht – was selten klappt. Doch Ray-Ban hatte sich mehr Gedanken gemacht, was mit einem sehr passablen Konzerterlebnis belohnt wurde. Zusammen mit dem Rockfotografen Dean Chalkley wurden drei Up-and-Corrung-Indie-Bands ausgesucht: Elektronik-Popper White Williams aus Cleveland, die englische Psychedelic-Rock-Frauenband Ipso Facto und die My-Space-Sensation Black Kids, ehemals aus Florida, nun mit Wohnsitz in London.

Jede der Bands hatte ein Remake ihres Lieblingssongs aus den 60er-Jahren im Gepäck, das in die kompakten Set-Listen eingebunden wurde: White Williams coverte „I Hear A New World“ von Joe Meek & The Blue Men, Ipso Facto das geisterhafte „You Don’t Own Me“ von Lesley Gore, und die Black Kids lieferten eine quietschige Version von The Tammys‘ „Egyptian Shumba“. „Wir haben den Song gewählt, weil es das wahnsinnigste, punkigste und wunderbarste Stück ist, was wir je gehört haben“, erklärte Sänger Reggie Youngblood, und tatsächlich fügte sich der Song mit seinem Pogo-Pop-Rhythmus und den hyperventilierenden Backup-Gesängen nahtlos in die anderen Black-Kids-Nummern wie „I Wanna Be Your Limousine“ und „Look At Me“ ein.

Spätestens als die Black Kids dann um kurz vor Mitternacht ihren Hit „I’m Not Gonna Teach Your Boyfriend How To Dance With You“ unprätentiös, ein bisschen schief, ein bisschen zu laut und verzerrt, aber mit ungeheurem Drive und Spielfreude anstimmten, brach im Bowery Ballroom perfekte Konzertstimmung aus, mit tanzendem, mitsingendem, laut johlendem und applaudierendem Publikum. Innerhalb von gut drei Stunden waren aus coolen, sonnenbebrillten Promis begeisterte Fans geworden.

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