Bruce Dickinson
Frisch geschieden, die erste Novelle zu Papier und an einen Verleger gebracht, zeigte sich der Sänger der englischen Heavy Metal-Bastion Iron Maiden rundum zufrieden. Nach zweieinhalbjährigem Ehejoch konnte ihn nichts und niemand erschüttern, nicht einmal solche musikalische Exoten wie Mory Kante oder die Metal-Evangelisten von Stryper.
Yazz: „The Only way is Up“
„Ist das nicht diese hünenhafte Blondine mit dem Stoppel-Haarschnitt, die in England momentan so angesagt ist? Wie dem auch sei: Ihre Musik haut mich nicht vom Hocker. Typisches Charts-Futter.“
Mory Kante: „Tama“
„Musik aus Afrika ist im Augenblick ja verdammt hip. Aus heiterem Himmel trifft man auf Leute, die plötzlich ihr Herz für den Busch entdecken. Ich kannte afrikanische Musik bislang nur aus zweiter Hand, von Leuten wie Peter Gabriel oder Sting. Trotz aller Euphorie bin ich der Meinung, daß sich diese Musik an ein ganz spezielles Publikum richtet. Der Normalverbraucher hat nun mal nicht den kulturellen Background. um diese Musik wirklich zu verstehen.“
Falco: „Wiener Blut“
„Der Mann ist ein cleverer Hund. Schon mit ‚Der Kommissar‘ oder ,Rock Me Amadeus‘ hat er bewiesen, daß er das Ohr am Puls der Zeit hat. Auch diese Nummer hat das gewisse Etwas, obwohl — oder gerade weil -— ich vom Text nicht viel verstehe.“
Taylor Dayne: „Don’t Rush Me“
„Ihre Stimme klingt ganz passabel. Pech nur, daß sie eine dieser typischen US-Sängerinnen ist, die zuhauf auftauchen und ebenso schnell wieder verschwinden. Das ist wie bei Stock, Aitken & Waterman: Musik, die man im Background registriert, ohne ihr wirklich zuzuhören. All diese Leute wollen in erster Linie Vinyl verkaufen -— und Vinyl ist nun mal Plastik.“
Cinderella: „Cypsy Road“
Endlich mal eine junge Hardrock-Kapelle. die mit ihrer Musik weit übern Durchschnitt liegt. Klar hört man auch aus diesem Song ihre musikalischen Vorbilder heraus, nämlich Aerosmith und Led Zeppelin. Doch im Unterschied zu vielen anderen US-Combos, die auf Teufel-komm-raus kopieren, haben sie ihren eigenen Stil und schreiben brauchbare Songs.“
John Cougar Mellencamp: „Rooty Toot Toot“
„Ich liebe John Cougar Mellencamp. Der Mann ist ein Unikum. So simpel seine Songs auf den ersten Blick auch sein mögen, so intensiv ist das Gefühl, wenn man sich einmal darauf einläßt. Seine Musik kommt vom Herzen und nicht aus dem Kopf. Er hat bis heute noch nie Mist abgeliefert.“
Def Leopard: „Love Bites“
„Ich bewundere die Band. Sie hat im Verlauf ihrer Karriere so oft in die Scheiße gepackt, denk nur an den tragischen Unfall des Drummers, und trotzdem haben sie’s immer wieder gepackt. Ihre musikalischen Leistungen stehen dagegen auf einem anderen Blatt: Ohne ihren Produzenten Robert Mutt Lange, der ja auch diesen Song mitkomponiert hat, gäbe es sie heute wahrscheinlich schon nicht mehr. Seine Handschrift hört man aus jedem Riff heraus.“
Stryper: „In Cod We Trust“
„Muß ich mir dieses alttestamentarische Gegreine wirklich anhören? Als mir erstmals ein Bild von ihnen in die Hände fiel, dachte ich zuerst: Mensch, sehen die Mädels aber propper aus. Erst später klärte man mich auf, daß diese Memmen doch tatsächlich männlichen Geschlechts sind. Ab ins Fegefeuer mit ihnen!“
Sade: „Turn My Back on You“
„Sie schleicht sich beim Hörer regelrecht ein, so sanft und doch unwiderstehlich. Sie steht in meinem Plattenschrank ganz vorne. Wann imer ich von einer Tournee nach Hause komme, lege ich Sade auf, um erst einmal abzuschalten.“ La Toya Jackson: „Yoo’re Conna Get Rocked“
„Armes Kind. Als Michaels Schwester hat sie einfach keine Chance. Mit dem Namen werden Erwartungen geweckt, die sie nicht erfüllen kann. Nicht mal mit Hilfe solch gewitzter Musiker wie Full Force, die hier ja wohl eigentlich das musikalische Zepter schwingen.“
Europe: „Superstitious“
„Das kann im Grunde jeder halbwegs begabte Sänger singen, jede halbwegs routinierte Band spielen. Sie zehren halt immer noch von dem ‚Final Countdown‘-Effekt, der ihnen Tür und Tor geöffnet hat. Es verging ja kaum eine Woche, in der ihre hübschen Gesichter nicht vom Cover irgendeines Magazins lächelten. Doch dem Image zum Trotz: Ihre musikalische Identität haben sie bis heute noch nicht gefunden.“