Bruce Springsteen
Citizen „Bruuuce“: Der Boss kommt als Seelsorger in die Hauptstadt und erleuchtet die treue Gemeinde.
Nach dem Soundcheck, irgendwo in den langen Gängen der futuristischen Arena: Entspannt lässt Bruce Springsteen die Bikerstiefel-Beine vom Flightcase baumeln, während er einigen Journalisten eine Kurzaudienz gewährt. Er kratzt sich den Dreitage-Bart und stellt anerkennend fest:“.Das deutsche Publikum hört sehr genau zu. „Die Richtung für das vorerst einzige Deutschtandkonzert der legendären E-Street Band ist also klar: Party ja, aber mit Zwischentönen. Stunden später – die 12.000-köpfige Church Of The Holy Boss hängt vollzählig versammelt und ekstatisch jubilierend an des Meisters Lippen – funktionieren denn auch die feinen Tricks der Regie, die Bewährtes mit dem sorgenschweren Material von“.The Rising“ kombiniert. Nostalgie bleibt außen vor, stattdessen wird Springsteens CEuvre zum 9/11 schlüssig mit dem Gesamtwerk verknüpft. Auf die behäbig stampfenden Opener“.The Rising“ und“.Lonesome Day“ folgen das euphorische“.TheTies That Bind “ und das schwermütige „Atlantic City“ – „everything dies, baby, thafs a fact. but maybe everything that dies some day comes back“. Die Ethno-Lovestory „World’s Apart“ wird eingeleitet mit, nacheinander, dem leidenschaftlichen „No Surrender und dem überschwenglichen „Two Hearts“. Weiter durch ein stürmisches „Badlands‘. Grandios Springsteens Solositzung am Piano: Er schenkt Berlin „The Promise“, the great lost 70s ballad. Dann das epische „Incident on 57th Street“ – Springsteen schlägt den Bogen von Ground Zero zurück nach Asbury Park, zurück zu seinen frühen Rock’n’Roll Westside Stories, vom schrecklichen Verlust der Existenz zurück zur verzweifelten Suche danach. Und er füllt die riesige Halle bis in den letzten Winkel mit Emotion. Nur diese Stimme, die schweren Klavierakkorde, eine Lesung, die keinen kalt lässt. Das Finale: „Into The Fire“, Litanei, Gebet, Beschwörung. Der erste Zugabenblock dann wird zur Feier mit alten Freunden: „Dancing In The Dark“, entzuckert, „Ramrod“, rustikal, mit E Street-Potonaise hinters Drumpodest; und. natürlich, „Born To Run“. Zweite Zugabe: das Gospel-Crescendo „My City Of Ruins“, „Born In The USA“ im – jetzt erst recht – martialischen Hit-Arrangement {..heule Abend soll es ein Gebet für den Frieden sein“). Zuletzt „Land Of Hope And Dreams „, das den Abend rundet. Zum langen Abschied das Vaterunser: „Thunder Road“. Abgang. Willander verschwitzt, Hofacker erschöpft, Lindernann beseelt. Und die Erkenntnis: They don’t make ‚cm like that anymore.
Ernst Hofacker www.backstreets.com