Bruce Springsteen & The E-Street Band
Schreibt es mit Filzstiften auf Unterarme, malt es mit Leuchtfarben auf Hauswände, sprüht es mit Sternenstaub an den Himmel: Die Jungs waren wieder in der Stadt. Der „Big Man“ und „Miami“ Steve, der „Professor“ und „Mighty“ Max, Danny, Garry und Nils, Patti natürlich, die ganze E-Street-Bande, und vorneweg er, der AI Pacino des Rock’n’Roll: Bruce Springsteen aus Freehold/New Jersey. Nach zehn Jahren Pause standen sie wieder gemeinsam auf einer Bühnevermutlich zum letzten Mal. Denn eine weitere Tour soll es, wie man hört, nicht geben. Was ein Jammer ist – und ein Segen. Ein Jammer, weil die dreistündigen Shows zum besten gehörten, was es 1999 in deutschen Konzerthallen zu sehen und zu hören gab, der Mix aus altem und neuen Material von „Youngstown“ bis „Born To Run“, von „If I Should Fall Behind“ bis „The River“ wunderbar stimmig war, die Performance fast so mitreißend wie früher, die Reaktion des Publikums stürmisch wie eh und je. Ein Segen, weil die Ekstase von einst kontrollierter Energie gewichen ist. Weil Springsteen eben nicht zum Mick Jagger taugt, so wenig wie die E-Street Band, diese grandiose Rock’n’Roll-Maschine der späten 70er und frühen 80er, zu „It’s only Rock’n’Rolf‘-Veteranen. Weil es nie nur um „having a good time tonight“ ging, Springsteen stets mehr John Steinbeck war und weniger Elvis Presley.“Die’Tom-Joad‘-Solotour war eine der besten Sachen, die ich je gemacht habe“, sagte er im Herbst’98. Warum er ein halbes Jahr später wieder mit der alten Band um die Welt zog, ganz ordentlich in schwarzen Jeans? Weil er es noch einmal wissen wollte, ein Kapitel beenden und danach – mit 50 – sein Leben neu ordnen? Weil er Lust hatte auf ein Klassentreffen mit den Kumpels von einst und den treuen Fans? Was immer es war, es war auch: Spaß und Sentiment, Triumph und Trauer, große Pose und kleine Geste – und endlich durfte man sich wieder so schwach fühlen, dass man hätte explodieren können. Zieh 1 deine Strümpfe an, Baby, die Nacht wird kalt.