Calexico
Sie rotierten heavy abseits von MTV und VIVA: tourten und spielten und feierten und ließen sich feiern – mit dem zweiten Album „Hot Rail“ schon lange nicht mehr nur von den Kritikern. Mit einfach guter Musik in die Albumcharts und auf Triumphzug durch ausverkaufte Clubs sowie berstende Festivalzelte: Die Calexico-Erfolgsgeschichte, wie sie uns gefällt. Die Rhythmusgruppe von Giant Sand bleibt trotz des Aufhebens um ihre schon lange nicht mehr nebenberufliche Erscheinung so sympathisch wie cool. Calexico live 2000 war ein eindeutiges künstlerisches Statement: John Convertino (Schlaginstrumente) und Joey Bums (Gesang, Gitarre und mehr) geht es um die Musik und nur um die Musik. Bevor sie zur großen Fiesta blasen, führen sie gern jede vernünftige Rockkonzertdramaturgie ad absurdum, schaffen Hörbilder von der Hitze, Wüste, Ödenei, laufen surrend, wimmernd Gefahr, von Hustern und Zwiegesprächen am Getränkeausschank aufgerieben zu werden. Mit rauhem Desert Ambient ins passende Ambiente. Doch mit jedem neuen Musikanten, den Joey und John auf die Bretter bitten, packen Calexico fester zu. Und als schließlich die Mannen von der Mariachi-Truppe Luz De Luna – die Nachrichtenlage im Vorfeld war unklar: Haben sie Mariachis oder nicht? – in voller Montur das Podium entern, gibt es für Band und Auditorium kein Halten mehr. Feierliche, bald euphorische Stierkampfhymnen wirbeln Staub auf, Bläser, Violinen und Guitarren entfesseln ohnehin rassige Stomper wie „Stray“, Siestas werden Fiestas. Es wird gefeiert, gerne auch Luz De Luna selbst, denen Joey und John, frei jeder Profilneurose und sichtlich ebenso begeistert, viel Raum gewähren. Kaum ein Konzertabend hinterließ im vergangenen Jahr die Menschen mit so heißen Herzen.