Konzertbericht

Viel Style, wenig Bindung: So war das Berlin-Konzert von Central Cee

Der britische Rap-Shootingstar feiert sein Debüt in der Hauptstadt – mit jeder Menge Flammen, unterkühlter Crowd und einem leisen Backstage-Coach.


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Am 6. April 2025 hat Central Cee sein lang erwartetes Debüt im Velodrom Berlin angetreten. Und was lässt sich dazu sagen? Ein Rapper, ein Mikrofon, eine Bühne – und eine Wand. So fühlt sich das an, was Central Cee an diesem Abend in Berlin auffährt. Die Inszenierung ist hochglanzpoliert, die Beats sitzen, der Look sowieso. Doch was fehlt, ist das Gefühl, Teil von etwas zu sein.

Central Cee steht da – und bleibt zunächst allein

Zwar wird der Auftritt mit Flammenwerfern, einem Wagen auf der Bühne und stimmungsvoll geschnittenen Video-Edits visuell aufwendig eingerahmt, doch zwischen Künstler und Crowd bleibt die Luft dünn. Songs wie „Doja“ zünden nur mittelmäßig. Moshpits? Fehlanzeige – zumindest bis Luciano auf die Bühne tritt.

Erst Luciano brachte Leben in das Konzert

Luciano, der spürbar merkt, dass der Saal Energie will, gibt sich alle Mühe, das Publikum wach zu kitzeln. Seine klassischen Interaktionen – Hände hoch, Circle öffnen, Energie hochfahren – zeigen sofort Wirkung. Zwei Moshpits gleichzeitig – plötzlich ist da die Konzertdynamik, die man sich von Anfang an gewünscht hätte. Für einen kurzen Moment scheint Berlin bereit, komplett auszurasten.

Doch kaum verlässt Luciano die Bühne, fällt das Stimmungsbarometer spürbar wieder. Central Cee lächelt jetzt. Vielleicht hat ihm dieser kurze Rausch gefallen. Vielleicht hätte er ihn nur selbst auslösen müssen. Doch der Drang, das Publikum wirklich mitzureißen, bleibt auch nach diesem Intermezzo aus.

Ein unsichtbarer Motivator im Hintergrund

Ein unsichtbarer Motivator im Hintergrund der durchs Mic versucht, den Laden anzuheizen. „Energy?!“ – ruft es von irgendwo. Doch Motivation durch die Box ersetzt eben doch keine echte Ansprache von vorn. Zum Ende hin sagt Cee selbst: Er habe sich entschieden, seine Musik für sich sprechen zu lassen. Ein nobles Prinzip – doch in einem Konzertsaal, der brodeln will, reicht das nicht.

Natürlich sind da Highlights: Eine Facetime-Session, live übertragen auf die Leinwand, direkt mit Fans aus der Crowd. Eine kreative POV-Spielerei, wie man sie selten sieht – modern, digital, interaktiv. Aber Gimmicks ersetzen keine Emotion.

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Es bleibt blass

Vielleicht lag es an den Erwartungshaltungen – oder am deutschen Publikum. Vielleicht auch an Cees Tourplan, der ihn am Tag davor in Hamburg und am Abend danach eine Clubshow im Berliner HipHop-Club 808 gebracht hat. Vielleicht aber war es einfach ein Abend, an dem sich zwei Seiten gegenüberstanden – ohne zu wissen, wie sie miteinander umgehen sollen. Central Cee liefert in Berlin eine optisch und klanglich starke Show – doch emotional bleibt sie eben blass. Zu wenig Crowd-Work, zu viel Distanz.

Die Leute im Venue hätten gerne mehr gegeben, aber Cee forderte es kaum ein. Nur in kurzen Momenten – mit Luciano, bei vereinzelten Interaktionen – spürt man das, was hätte sein können.