Christoph Biermann sammelte die skurillsten Fußballsongs


Zwei Chancen, ein Tor – das nennt man 100%ige Chancenverwertung!“ Das errechnete einst Bochums Stürmer Roland Wohlfahrt. Nicht minder peinlich wird es zumeist, wenn Fußballer sich als Popstars versuchen. Johann Cruyff probierte es als einer der ersten in seiner Glanzzeit 1969. Da sein Gesang noch furchtbarer klang, als es sich die skeptischen Produzenten ausgemalt hatten, beschloß die Studio-Crew, Johann besoffen zu machen. Es funktionierte – Anti-Alkoholiker Cruyff sang wie im Rausch den Titel ‚Oei Oei Oei, Dat Was Me Weer Een Loei‘. Cruyffs Gesangskarriere endete jedoch abrupt: Er sollte das Lied live im TV vortragen, hatte aber nichts getrunken. VfL Bochum-Fan Christoph Biermann hätte dieses Lied gerne auf seine CD ‚Spitzenreiter‘ genommen, die Nummer ist aber (glücklicherweise) verschollen. Ebenso wie der Song, den Bernhard Brink (!) für Blauweiß 90 Berlin aufnahm. Trotzdem strotzt Biermanns CD von abenteuerlichen und verwegenen musikalischen Versuchen zum Thema. Bei Fußballsongs scheint die Abseitsregel aufgehoben. Biermann: „Als vor zwei Jahren Udo Lindenberg mit der Nationalmannschaft sang, kannte er offenbar die Spieler nicht – er besang zum Beispiel Andi Müller und Jürgen Köhler.“ Der Ball ist rund. Wußte schon Sepp Herberger. Und ebenso die Schallplatte, fügen wir hinzu und freuen uns, daß es in der Plattenbranche trotz übler Fouls, hinterhältiger Abseitsfallen und nicht zuletzt griesgrämiger Schiedsrichter, die gerne mit roten Karten hantieren (die bösen Kritiker), einen wie Christoph Biermann ¿gibt. Der sorgt mit detektivischen Einsatz dafür, daß die Elaborate der von Musen geküssten Fußballer der staunenden Nachwelt erhalten bleiben. Und Bruno Labbadia hatte schließlich recht: „Man sollte das alles nicht so hochsterilisieren!“