Clap Your Hands Say Yeah, München, Ampere
Die New Yorker spielen nach eigenen Hegeln. Wer sich drauf einläßt, wird belohnt.
Rote LuftbalLons als Bühnendeko. Ein Drummer hinter dunkler Sonnenbrille. Die fantastischen, gut gelaunten Dr. Dog als Opener. Die Zeichen stehen auf Entertainment. Und was passiert? Nach ca. einer Dreiviertelstunde Konzert beginnt ein Musiker mit seiner Gitarre Ballons zu hauen. Das war’s dann mit den Show-Werten von Clap Your Hands Say Yeah. „Thank you very much. We have a couple of more songs“, mehr ist dem ernst dreinblickenden Alec Ounsworth nicht zu entlocken. Man braucht eine Weile, um das schätzen zu lernen: Dan da mal eine Band steht, die konzentriert musiziert und schlicht keine Veranlassung sieht, sich zum Unterhaltungskasper zu machen. Ounsworth wirkt fast autistisch, wie er sich immer selbst Dinge zuzurufen scheint, sobald er sich vom Mikro abwendet. Selbstversunken zuckelt er zwischen den Kollegen hin und her. ein faszinierender, enigmatischer Frontmann, der – David Byrne hin oder her – am ehesten an Bob Dylan Mitte der 6oer erinnert. Sein kapriziöser Gesang, den man nur großartig oder unerträglich enervierend finden kann, schlägt die exzentrischen Purzelbäume, die sich die Band ansonsten spart. Die vier Instrumentalarbeiter und der Luftikus zwischen Gitarre. Keyboard und Tamburin führen ihre Songs an der kurzen Leine und steigern ihre immanente Ekstase bis zum Siedepunkt, ohne sie je ausbrechen zu lassen. Mehr Velvets als Talking Heads, treiben sie ihren manischen Sänger vorwärts wie ein mit wenig Gas rund laufender Motor. „Upon This Tidal Wave Of Young Blood“ gerät zuletzt zum Mantra einer halb abwesenden Band scharfsinniger Schlauköpfe. Zur Zugabe scheint irgendwer einen Knoten gelöst zu haben: Beim karnevalesken“.Clap Your Hands!“ strahlt der zuvor so phlegmatische Ounsworth händeklatschend seine euphorischen Zuhörer an und stürzt sich anschließend in eine fulminante Version von“.Heavy Metal“. Entertainment ist eine ferne Schimäre an diesem Abend, aber irgendwie sehen die Menschen, die am Ende mit roten Luftballons in der Hand den Nachhauseweg antreten, aus, als seien sie gut unterhalten worden.
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