Classic Rock – Zuerst war es ein Malen nach Zahlen, dann verschwammen die Grenzen


Rufus Wainwright ist beileibe nicht der erste Popmusiker, dersich von der Klassik inspirieren lässt. in den 7oern galt „Classic Rock“ sogar als ernst zu nehmender Musikstil. Dabei wurde erfast ausschliesslich von haari-gen Machos besetzt, die notengetreue Rockversionen von Klassikevergreens daherdraschen (The Nice, ELP, Beggars Opera. Ekseption). Ganz und gar nicht unter „Classic Rock“ liefen hingegen Velvet Underground, obwohl John Cale (Foto) bei dem Komponisten Aaron Copland studiert und früh die Prinzipien der Minimalmusik integriert hatte. Der Byrds-Hit „Turn! Turn! Turn!“ (1966) klingt ziemlich nach Bach-die B-Seite erst recht: „She Don’t Care About Time“ übernimmt eine Passage aus der Kantate „Herz und Mund und Tat und Leben“. 1967 kombinierten Procol Harum „Air Ona C Swing“ mit der Kantate „Wachet auf. ruft unsdie Stimme“ und machten daraus „A Whiter Shade Of Pale“.Auch Paul McCartney hat guten Gründlich bei Bach zu bedanken – siehe „Yesterday“. Bach, so Gi ta rri st James Wood row(lcebreaker, Cathal Coughlan), sei aufstrukturelle Klarheit, harmonische Transparenz und abgeschlossene Form bedacht, daraus könnten Popkomponisten lernen, die Strukturen von Rocksongs aufzubrechen, ohne Form oder Funktion weh zu tun. Die Erfindung des Mellotran und des Synthesizers ermöglichten es. Orchester zu imitieren, und inspirierten dadurch auch Walter/Wendy Carlos, dermit“Switched-0n Bach“ 1968 eines der bestverkauften klassischen Alben everauflegte. Vor allem King Crimson gelang eine faszinierende Verbindung von Rock.Jazz und Klassik. Längst istin diesem Schnittbereich eine neue Musikform herangewachsen, deren Komponisten ebenso stark von Rock wie von Philipp Class. John Cageoder Michael Nyman beeinflusst werden. Dazu gehören die 15 köpfigen Icebreaker, aber auch(der früh von Brian Eno geförderte Gavin Bryars. Conlon Nancarrow und Louis Andriesen. Kaum einer hat jedoch seine klassische Herkunft in eigenwilligere Musik verpackt als Klaus Nomi, der drei spukhafte Falsetto-Disco-Opern-Alben veröffentlichte.