Coldplay in Rumänien: Auf einmal buhen 55.000 Fans
Die Stimmung der Konzertbesucher:innen kippte aufgrund eines Duetts mit dem rumänischen Sänger Babasha.
Coldplay spielten am Mittwoch, den 12. Juni das erste Mal in ihrer gesamten Laufbahn in Rumänien. Die Nationalarena in Bukarest war bereits zwei Stunden nach Ticketverkaufsstart ausverkauft. 55.000 Fans feierten zu Hits wie „Higher Power“, „The Scientist“ und natürlich „Viva la Vida“. Coldplay dürften das Konzert auf jeden Fall im Gedächtnis behalten – vielleicht aber eher als negatives Erlebnis.
Zwar war die Gemütslage während der ersten sieben Songs noch auf Hochtouren, die Fans sangen mit und jubelten Coldplay zu. Doch dann kippte die Stimmung. Aus 55.000 Feiernden wurden 55.000 buhende, unzufriedene Konzertbesucher:innen. Es waren allerdings nicht Chris Martin & Co., die den Missmut des Publikums abbekamen, sondern Babasha.
Songauswahl sorgte für Eklat
Nachdem Coldplay ihren Song „Lost“ performten, bat Chris Martin Babasha auf die Bühne. Babasha ist ein in Rumänien gefeierter YouTube-Star und Sänger. Der 22-Jährige zählt knapp 120.000 Follower:innen auf Instagram und veröffentlicht seit 2019 Musik auf Rumänisch. Babasha soll nach eigenen Aussagen von Coldplays Management gefragt worden sein, die Band während der Arena-Show zu unterstützen, da diese die rumänischen Charts durchgegangen wären und auf ihn gestoßen sind.
Es war nicht direkt Babasha, der die Menge zum Wüten brachte, sondern eher die Musikauswahl. Zusammen mit dem unwissend wirkenden Chris Martin performte er seinen Hit „Pǎi naa“. Dabei handelt es sich um einen Song des Genres Manele. Diese Musikrichtung hat einen negativen Ruf in Rumänien, da sie als schlechter Abklatsch der traditionellen rumänischen Kultur gilt.
„Die rumänische Musik hat unglaublich komplizierte Harmonien und erfordert außergewöhnliche instrumentale Fähigkeiten bei der Aufführung. Sie hat Einflüsse aus der rumänischen Folklore, der kirchlichen byzantinischen Musik und manchmal auch aus der orientalischen Kultur. Manele zeichnen sich durch übertriebene Rhythmen und Gesang sowie eine stark synthetisierte Produktion aus und werden von kontroversen Texten begleitet. Die Hauptthemen enthalten Botschaften, die für extremen Materialismus, Sexismus und Alkoholismus werben, typischerweise mit schlechter Grammatik und beleidigender Sprache verziert“, so die Musikwissenschaftlerin Dr. Elena Sirghi gegenüber „CSGOLuck“.
Coldplay sichtlich verwundert
Etwa 30 Sekunden nachdem Babasha in „Pǎi naa“ einstimmte, erklangen die ersten Buh-Rufe. Konzertgänger:innen sollen beobachtet haben, wie sich Chris Martins Gesichtsausdruck veränderte, sichtlich verwundert über den Stimmungswechsel im Stadion. Nach dem vollendeten Duett verschwanden Coldplay für etwa drei Minuten von der Bühne, die Lichter im Saal erloschen. Für die kommenden 30 Minuten soll der Frontmann der Gruppe keine Ansagen mehr zwischen den Songs gemacht haben. „Sie haben das Ziel wirklich verfehlt und werden hoffentlich bei künftigen Shows im Ausland mehr kulturelles Taktgefühl an den Tag legen“, so Sirghi im Interview.