Crash bei Clash


Bei den Hamburger Punks war es beschlossene Sache: wenn die Clash in der Markthalle auftreten, würde man’s ihnen, den „Verrätern“, schon zeigen. So harrten denn auch drei Einsatzwagen der Polizei an der nächsten Straßenecke, um bei einem möglichen Krawall schnell am Ort zu sein, aber Krieg zwischen Publikum und Band fand nur vor der Bühne statt.

Die Hallenbeleuchtung blieb eingeschaltet, die Stimmung versprach Aggression, jeder wußte, daß etwas passieren würde. Nach den ersten Songs dann plötzlich Stille, ein blutender Junge wird durch die Menge nach draußen getragen. Bis zum Ende des Konzertes hält sich hartnäckig das Gerücht, Strummer sei von der Bühne gesprungen und habe dem 18jährigen Schüler die Gitarre über den Schädel gehauen. Und das sollten die umstehenden Zuschauer beobachtet haben, ohne einzugreifen? Als die Aufregung sich am Ende des Gigs gelegt hat, kommen dann zuverlässige Zeugen zu Wort, die direkt bei der Bühne standen: Nach einleitenden Spuck- und Wurfgeschoßaktionen hätten einige Punks angefangen, an den Kabeln zu zerren (siehe Foto). Dabei habe es auch Joe Strummer erwischt, der so von der Bühne gezogen worden und unglücklich samt Gitarre auf den Jungen gefallen sei. Ein Unfall also. Die Hamburger Polizei, die Strummer nach dem Konzert, wie es hieß, unter dem Vorwand einer Blutprobe sicher aus der Markthalle geleitete, ließ sich davon überzeugen. Die Band reiste am nächsten Tag unbehelligt nach Schweden weiter, der Verletzte wurde nach der Behandlung seiner Schnittwunde am Kopf schon wieder in der „Marktstube“, dem Stammquartier der Hamburger Punks, gesichtet.

Die Kunde von dem Hamburger Zwischenfall verbreitete sich sensationsmäßig aufbereitet wie ein Lauffeuer auch ins Ausland. Die Pressestelle der Clash-Schallplattenfirma CBS konnte den Kollegen in Amerika jedochglaubhaft versichern, daß Mick Jones durchaus noch am Leben sei und daß auch die „mehreren Toten im Publikum“ in den Bereich der Fabel gehören.