Darum durfte Elvis Costello „Pop Life“ von Prince nicht covern
1997 wollte Elvis Costello seine Version des Prince-Hits „Pop Life“ auf seiner kommenden Compilation veröffentlichen, doch diese Rechnung machte er ohne Prince.
1997 trat Elvis Costello an Prince heran und fragte ihn, ob er dessen Hit „Pop Life“ vom Album AROUND THE WORLD IN A DAY (1985) für seine kommende Compilation EXTREME HONEY: VERY BEST OF WARNER BROTHERS YEARS aufnehmen dürfe. Prince lehnte diese, ebenso wie etliche Anfragen weiterer Kolleg*innen in den Vorjahren, ab.
Ein klares „Nein“ von Prince
Costello und seine Begleitband The Attractions hatten das Stück bereits „im Stil von [John Lennons] ‚Instant Karma‘“, wie der Musiker es 1999 gegenüber der „Chicago Tribune“ ausdrückte, vor der Anfrage live gespielt. Die Studio-Version sollte nach einem „etwas leichteren Gefühl“ klingen. Auf die Nachfrage reagierte Prince mit einem deutlichen „Nein“, welches jedoch wahrscheinlich nichts mit Costello zu tun hatte, da Prince diese in der Regel immer ablehnte. Zudem hatte er sich gerade erst aus seinem Vertrag mit „Warner Bros.“ gelöst, wobei nicht klar ist, ob der Sänger überhaupt wusste, dass Costellos Cover auf einer Platte erscheinen würde, die von „Warner Bros.“ veröffentlicht wurde.
Costellos Live-Version von „Pop Life“ gibt es hier:
Prince über die Problematik von Coverversionen
„Ich habe nichts dagegen, wenn Fans die Lieder singen. Mein Problem ist, wenn die Industrie die Musik ‚covert‘“, erklärte der 2016 verstorbene Prince 2011 in der Sendung „Lopez Tonight“. „Sehen Sie, die Musik zu covern bedeutet, dass die Originalversion nicht mehr existiert. Oft denken die Leute, dass ich den Song von Sinead O’Connor oder Chaka Khan nachspiele, obwohl ich diese Songs ursprünglich geschrieben habe. Und es ist in Ordnung, wenn meine Freund*innen darum bitten, sie zu spielen, aber es gibt da diese Sache, die sich ‚Zwangslizenzgesetz‘ nennt und die es den Künstler*innen erlaubt, über die Plattenfirmen Musik von Kolleg*innen nach Belieben ohne Erlaubnis zu verwenden. Und das gibt es in keiner anderen Kunstform, sei es in Büchern oder Filmen. Es gibt nur eine Version der Serie ‚Law & Order‘, aber es gibt mehrere Versionen von ‚Kiss‘ und ‚Purple Rain‘.“
So ging Costello mit der Absage um
Costello fiel zu diesem Zeitpunkt vermutlich nicht in die Kategorie „Freund“, doch er hatte einen Alternativplan für seine Compilation. „Ich schrieb diesen anderen Song mit der gleichen Art von Rhythmus, der mir besser gefiel als ‚Pop Life‘“, sagte er 1999 und bezog sich dabei auf „The Bridge I Burned“. „Denn weißt du was? Ich glaube tatsächlich, dass ich ein besserer Songschreiber bin als er [Prince]. Ich weiß, es ist unbescheiden von mir, das zu sagen, aber ich denke, es ist die Wahrheit. Und dann dachte ich, ich würde ihm den Gefallen tun, seinen Song in meinem zu zitieren, aber er schien das Kompliment nicht anzunehmen.“ Weiter erklärte Costello: „Ich dachte, er würde meinen Track lustig finden, und vor allem die Tatsache, dass ich Zeilen aus ‚Pop Life‘ zitieren wollte. Ob er den Song jemals gehört hat weiß ich nicht, aber plötzlich bekam ich ein paar sehr bedrohliche Briefe von den Anwält*innen. Also tat ich das, was man in so einer Situation immer tut: Ich schrie an dieser Stelle im Verse meines Songs als Ersatz etwas Renaissance-Philosophie durch ein Megaphon und brachte die Platte trotzdem heraus.“
Zwei Unterlassungserklärungen später erschien „The Bridge I Burned“ 1997 auf EXTREME HONEY: VERY BEST OF WARNER BROTHERS YEARS. Einige Anspielungen in Costellos Song sind dennoch geblieben, darunter zum Beispiel ein Prince-ähnliches „Dig it!“, das ähnlich klingt wie das in „Pop Life“. Weiter liefert unter anderem die Zeile „You mutter underneath your breath, it echoes round the world“ in der zweiten Strophe eine Anspielung auf den Titel des „Pop Life“-Albums AROUND THE WORLD IN A DAY.
Im selben Jahr trat er bei einem Prince-Tribute-Konzert in der Carnegie Hall in Manhattan auf, wo er die bis dato unveröffentlichte Nummer „Moonbeam Levels“ coverte. Auch „Purple Rain“ hat der Musiker in der Vergangenheit mehrfach auf die Bühne gebracht:
Die gesamte 1997er-Platte von Costello gibt es hier zu hören: