Das gute Buch


Eingehüllt ins Mäntelchen Magic und Außerirdisches vereinigt Herausgeber Siegfried Schmidt-Joos im nunmehr bereits achten Band seiner Idole-Reihe wieder ein Interpretenquartett, das man vorher kaum der gemeinsamen Sache verdächtigt hätte: David Bowie, Abba, Can und Nina Hagen steuern den „Treffpunkt im Nirgendwo“ (Klappentitel) an. Schlichtweg überflüssig das Hagen-Porträt, grotesk bis unfreiwillig komisch der Versuch, Abba-Texte als Botschaft von Außerirdischen zu lesen, und Heinz Rudolf Kunze zwängt Bowie in ein bemüht literarisches Interpretationskorsett.

Bleibt als lohnende Lektüre allein die Can-Geschichte von Gabriele Meierding, nicht nur längst überfällig, sondern auch sorgfältig aus erster Hand recherchiert und trotzdem mit dem wachen Blick für Ungereimtheiten und Umfeldstimmungen aufbereitet. (Ullstein 3652V, DM 12,80)

‚Love it Or Shove it‘ hieß bezeichnenderweise eine Sammlung ihrer besten Arbeiten. Wenn Julie Burchill, einst Punk-Fee des NME und längst auch in besser dotierten Publikationen zu Hause, ihre Feder spitzt, bleibt selten Platz für ausgewogenes Pro + Contra.

In „Girls On Film* müssen sich insbesondere die US-Leinwand-Schönen an ihrer unorthodoxen Bewertungs-Elle messen lassen. Burchills Fazit: Zwischen „New Deal“ und „Cold War“ gebar das „Beast“ Amerika tatsächlich reichlich verehrungswürdige „Beauty“, doch heuer sieht es düster aus in Hollywood. Denn dort regiert schon seit einiger Zeit schweiß & bluttriefendes Männertum, Motto der Protagonisten: He kills, therefore he is!

Nur gut, daß es so etwas wie Einschaltquoten gibt: TV-Soap-Operas sind, laut Burchill, die letzte Bastion des echten Heroinentums. Die Vorteile liegen auf der Hand: Ein Massenpublikum, für eine Episode soviel Geld wie sonst für ein abendfüllendes Kino-Abenteuer, und das Wichtigste -— keine Nacktszenen im Script. (Virgin Books, ca. DM25,—)

Linton Kwesi Johnson ist der Bekannteste — und doch wieder nicht, wenn er sagt: „Ich habe mich nie als Dub Poet bezeichnet. Wenn Leute danach fragen, welche Kategorie ich für mich hätte, dann sage ich: Da meine Dichtung innerhalb der Reaggae-Tradilion steht, nehme ich an, daß man manches, was ich mache, als .Reggae Gedichte‘ bezeichnen kann …“

In seinem Buch „DUB POETRY -15 Dichter aus Jamaica und England‘ versucht Christian Rabekost nicht nur eine Begriffsklärung für diese wichtige Ausdrucksform schwarzer Kultur; er beschreibt Entstehung, Sprache und charakteristische Merkmale des Genres und läßt die wichtigsten Poets in Interviewausschnitten und ausgewählten Werken selbst sprechen. Übersetzungen der Gedichte erleichtern das Verständnis. (Buchverlag Michael Schwinn, DM 17,80)