Das Musikexpress-Liederraten. Diesmal mit: Django Django


Unsere Jahrescharts entschieden Django Django mit großem Abstand für sich. Im Blind Date beweisen sie bei ausgewählten Songs des Jahres 2012 Fachwissen – und singen bei den Toten Hosen sogar mit.

John Cale – I Wanna Talk 2 U

Tommy:John Cale! Er vertrat 2009 Wales auf der Biennale mit einer Videoinstallation. Darin sah man, wie er Waliser Berge erklimmt und eine lange Waterboarding-Szene. Er erlaubte nicht, dass man früher ging. Man musste den gesamten Film ansehen, und er weigerte sich, die Türen zu öffnen. Ein 45-minütiges Video, wie er gewaterboardet wird, es war wirklich furchtbar!

Vincent: Das war doch die Idee, dass man bei Waterboarding auch nicht einfach gehen kann.

Seeed – Augenbling

David: Produktion und Beat sind wirklich gut.

Vincent: Wie heißt der Kerl, den Plan B in „Ill Manors“ gecovert hat? A German guy called Fox?

Peter Fox. Das ist er mit seiner Band.

Tommy: Das war „Best Single of the Year“ bei den Q Music Awards. Die meisten wissen nicht, dass es ein Cover ist.

Fraktus – Supergau

Vincent: Salt-n-Pepa?

Tommy: (singt „Push It“ über das Intro) Ist das alt?

Ja und nein, es ist Fraktus, eine fiktive Band, über die gerade eine „Spinal Tap“-artige Mockumentary erschienen ist, worin sie als die eigentlichen Erfinder von Techno vorgestellt werden.

Tommy: Haha, klingt toll! Große Klasse, gute Idee. Sind die Texte lustig?

Ja, sehr überzogener 80s-Wave-Dada.

Vincent: Wir brauchen dieses Album für den Tourbus!

Neil Young – Twisted Road

David: Muss ich mir unbedingt besorgen. Unsere Platte sollte so analog wie möglich klingen. Als ich zu diesen beiden Typen ging, um zu mischen, hatten wir jeden Tag Streit. Sie sagten: „Das Tamburin muß im Mix sitzen, da gehört es hin.“ Ich sagte: „Nein, lauter“, so wie hier oder etwa bei Lee ‚Scratch‘ Perry. Früher mietete man Studios stundenweise, deshalb war keine Zeit, zu viel nachzudenken. Irgendwer stellte sich vors Mikro, schlug Tamburin oder Maracas, es übersteuerte, aber das war egal, und daraus ergab sich diese rohe Energie, die aus der Musik herausgesogen wurde, je mehr Geld man in sie investierte. Dann sitzen Leute in riesigen Studios und überanalysieren alles. Ich glaube, dass unser Album im Mix ein wenig verloren hat.

Empfindest du eine nostalgische Sehnsucht nach dieser vergangenen Zeit, als es gängiger war, Zufälle oder kleine Fehler in der Aufnahme zu belassen?

David: Ja. Ich mag Dynamik. Das konnten die Leute in den 60ern gut, bevor Musiker nicht mehr wussten, was sie wollen: Es sollte bombastisch klingen, aber auch nach Rock’n’Roll, und heraus kommen Bands wie die Foo Fighters. Keine schlechte Band. Aber eben kein Rock’n’Roll.

Tommy: Es ist einfach Rock.

David: Ohne den Roll. Wo ist da der Sinn?

Die Toten Hosen – Tage wie diese

Tommy: Die Gitarre im Intro klingt wie U2. This day … over the night (singt auf Englisch mit)

Vincent: Haha, du denkst dir einfach was aus!

Jimmy: Und das war wirklich ein Nummer-eins-Hit?

Ja, während der Fußball-WM.

David: (Refrain setzt ein) Ah, na also, der Ball landet im Netz – ich kann die Bilder förmlich sehen.

Vincent: Das ist wirklich, wirklich schlecht. Zieht vorbei, nichts passiert, man nimmt es gar nicht wahr, weil es so austauschbar ist.

Psy – Gangnam Style

Jimmy: Was ist das? Seltsam zeitlos, das könnte neu sein oder 15 Jahre alt.

Tommy: Es ist der größte YouTube-Hit aller Zeiten, ich kann nicht glauben, dass du das nicht kennst, du verbringst deine ganze Zeit bei YouTube! Ai Weiwei hat eine Version davon gemacht.

David: Grauenhaft. Das Gegenstück zu schlechter Rockmusik: Bad Dance Music. Ich verrate euch den Ursprung davon: „Put your hands up for Detroit“. Es ist ist bestimmt ironisch, klar.

Jimmy: Für die Leute, die es kaufen, ist es einfach zeitgemäße Dance Music.

Alt-J – Tessellate

Tommy: Der Schlagzeuger ist fantastisch, wie ein Roboter. Er hat keine Becken, nur eine Menge Kleinkram, Kuhglocken, Bongos. Ich mag seinen Stil.

Jimmy: Wir werden häufig verglichen, aber eigentlich gibt es nur eine geografische Nähe.

Weil ihr beides Bands seid, nicht Bastler, die zu Hause am Laptop die Musik zusammenzimmern, das Ergebnis aber dennoch nicht wie konventionelle Bandmusik klingt?

Tommy: Stimmt, das ergibt Sinn.

David: Da ist viel Raum zum Atmen in ihrer Musik, das ist erfrischend, rückt sie in meinen Augen aber näher an Bands wie The xx. Wir schmeißen eher alles Mögliche zusammen und schauen dann, was funktioniert.

Björn Sonnenberg

Mit ihrem im Januar erschienenen Debüt zeigte das schottische Quartett Django Django: Erneuerung ist auch in der Gitarrenmusik möglich. Der Vierer, der sich 2008 an einer Kunstschule in Edinburgh gründete und dessen Vordenker Drummer und Produzent Dave Maclean und Sänger Vinnie Neff sind, lebt mittlerweile in London.