Nachbericht und Fotos

Das war das Hurricane 2017 – Goodbye Scheeßel, bis 2018!


Um Casper zu widersprechen: Alles endet, auch die Musik – in Scheeßel zumindest bis 2018. Wir blicken noch einmal auf das lange Hurricane-Wochenende zurück.

Zeit, die verschlammten Zelte abzubrechen. „Wer liebt, lässt los“, kommentiert das Social-Media-Team des Hurricane einen (wohl nicht hundertprozentig ernstgemeinten) Kommentar eines Festivalbesuchers, der erklärte, dass er das Gelände einfach nicht mehr verlassen möchte. Zeit für Nostalgie ist keine, die nächste Runde ist bereits eingeläutet, der Vorverkauf für 2018 beginnt am Montag um 18 Uhr. Das Hurricane 2017 ist Geschichte – und verabschiedete sich mit einem kurzweiligen finalen Tag.

Wir blicken zurück: Nachdem das Wetter am Anreisetag Donnerstag wieder einmal verrückt spielte und ein Gewitter dafür sorgte, dass sich Bändchenausgabe und Anreisemöglichkeiten verzögerten, war die himmlische Wetterinstanz den Musik- und Partyafficionados gegenüber die drei anderen Tage über zumindest ein klein wenig wohlgesonnener gestimmt. Ein immer wieder auftauchender Dauergast war der Nieselregen, viel mehr kam dann glücklicherweise aber nicht vom Himmel und außer ein bisschen Schlamm (gut, gegen Ende hin sogar ein bisschen mehr Schlamm) stand einem Hin- und Herpilgern zwischen den vier Bühnen nichts im Weg.

Bei den zurückgelegten Kilometern zwischen den parallel stattfinden Konzerten (man musste ökonomisch planen und gegebenenfalls Abstriche machen, um alles zu sehen) musste auch niemand hungrig bleiben: Vom Wildfleisch- und Yakitori- und Bao-Bao-Burger über Seelachs bis hin zu kulinarischen Fast-Food-Klassikern gab es sowohl für Omnivoren als auch für Veganer jede Menge Gelegenheit, sich für die nächsten Kilometer und Dezibel Musik zu stärken.

Der Freitag beim Hurricane 2017

Auch, wenn man immer mit einem Wetterumbruch rechnete, ging der erste Tag für alle mehr oder weniger reibungslos über die Bühne. Für alle? (Achtung, Asterix-Referenz!) Fast alle. Nur ein Offenbacher Rapper leistete dem reibungslosen Ablauf Widerstand. Wie wir berichteten, blieb Haftbefehl dem Hurricane nämlich fern. Ob Polizeikontrolle oder verpasster Flug: Baba Haft schaffte es nicht. Trauerzeit blieb einem keine, schließlich galt es doch, zwischen der verpunkten Grünbühne (grandiose Rancid, opulente Green Day), der bunten Blue Stage (grandiose Boy, okayer Clueso) und der Red Stage (brillante Antilopen Gang!) zu pendeln. Und wem es draußen zu ungemütlich wurde, hatte im Zelt der White Stage die Möglichkeit, Gloria oder Xavier Rudd zu lauschen.

Der Samstag beim Hurricane 2017

Auch der Samstag hatte einige Highlights parat: Lorde triumphierte mit Songs ihres neuen Albums MELODRAMA sowie Stücken aus ihrem Debütalbum PURE HEROINE, Halsey spielte ein grandioses Set und ein stimmungsvolleres Konzert als jenes der Editors konnte man sich an diesem Tag kaum wünschen. Für Pop-Punkfreunde gab es eine Hit-Schau von (den nicht immer ganz die Töne treffenden) Blink 182 und die zu Radio-Pop mutierten Linkin Park machten den imposanten Abschluss.

Womit wir zum Sonntag beim Hurricane 2017 kommen:

BILDERBUCH

Bilderbuch
Bilderbuch

Bilderbuch können derzeit sowieso nichts falsch machen und luden gemeinsam mit zwei Backing-Sängerinnen zur Gospelmesse. Da wurden die Free Drinks (Frinks!) und die Sneakers4Free beschworen, Namen bekannter Getränkeproduzenten skandiert – und obwohl ob der Länge des Sets die eine oder andere Nummer fehlte, ließ das Quartett aus dem Burgenland keine Wünsche offen. Wer Songs wie „Maschin“ und „Bungalow“ im Gepäck hat, wird auf einem Festival wie dem Hurricane kaum verlieren. Top!

WOLFMOTHER

Wolfmother beim Hurricane Festival 2017
Wolfmother beim Hurricane Festival 2017

Wem Bilderbuch zuviel Funk, Sneakers4Free und lustige österreichische Wörter waren, bekam im Anschluss bei Wolfmother eine ordentliche Portion Retro-Puristen-Rock …

MANDO DIAO

Mando Diao beim Hurricane Festival 2017
Mando Diao beim Hurricane Festival 2017

… oder ging zu Mando Diao, die ein solides, massentaugliches Set spielten und trotz des forschen Wetters schon mal das Oberteil auszogen und die Oben-Ohne-Rocker gaben (zumindest Sänger Björn Dixgård).

ALT-J

Alt-J am 25. Juni 2017 beim Hurricane Festival.
Alt-J am 25. Juni 2017 beim Hurricane Festival.

Keine Angst vor Langatmigkeit hatten Alt-J, die Scheeßel in die Klangwelten ihres aktuellen Albums RELAXER eintauchten und mit „3WW“ einen Einstieg wählten, der sich als langsamer, mantra-artiger Opener aufbaute. Tanzwütige meinten mittendrin immer wieder mal einen geeigneten Teil zu finden, um die Hüften zu schwingen, nach wenigen Takten gab’s aber schon den nächsten Takt- und Teilwechsel.

Was man auch gesehen haben sollte: Die Antwoord, Gogol Bordello, Seasick Steve und natürlich Die Kassierer. Und zu guter Letzt:

CASPER

Casper beim Hurricane Festival 2017
Casper beim Hurricane Festival 2017

Keine Frage, Benjamin Griffey aka Casper hat mittlerweile Festival-Headlinersubstanz. Die Stücke von XOXO und HINTERLAND sind vom Publikum längst internalisiert, dementsprechend hoch ist die Interaktion bei Stücken wie „Im Ascheregen“, „Alles endet (Aber nie die Musik) und „Ariel“. Casper gab aber auch einen Einblick ins heiß erwartete neue Album und spielte die Stücke „Lang Lebe Der Tod“ (mit Blixa-Bargeld-Vocals vom Band) und das, naja, verblüffende „Sirenen“. Um das neue vom bekannten Songmaterial abzugrenzen, stand er bei den Stücken (mit Seilen gesichert) auf einem hohen Podest, beim restlichen Set gab sich der Rapper, unterstützt von einer vierköpfigen Band, ganz publikumsnah. Noch wirken die neuen Stücke – deutlich düsterer und sperriger – ein wenig wie Fremdkörper im Set. Sollte auch das restliche neue Album in diese Kerbe schlagen und doch einige Kilometer von HINTERLAND entfernt sein, wird es spannend zu sehen, wie Casper künftig den roten Faden legen wird. Alles in allem eine tolle Show.

Um Casper zu widersprechen: Alles endet, und auch die Musik auf dem Hurricane Festival – zumindest bis nächstes Jahr. Schön war’s, sicher war’s, ein wenig kühl war’s: Auf ein Neues beim Hurricane 2018!

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Günther Rojahn
Heiko Sehrsam Heiko Sehrsam
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