Delilah Holliday live in Berlin: Eine kurze Rave-Runde im Club
Delilah Holliday machte mit hypnotischen Elektro-Beats & selbstbewusstem Auftreten mächtig Eindruck.
Noch ganz neu dabei, aber dafür richtig: Delilah Holliday ist aktuell als Support von Georgia auf Europa-Tournee. In diesem Rahmen spielte die gebürtige Britin am 06. Dezember im Frannz in Berlin eine fulminante One-Woman-Show. Wir waren dabei.
Delilah Holliday nimmt den Raum ein
Es ist durchaus schwer, als Support-Act die Bühne zu betreten. Tief im Inneren weiß man, dass die Zuschauer:innen auf den Artist nach einem selbst warten und man hofft, dass sie trotzdem die eigene Musik wertschätzen können. Von dieser Angst schien Delilah Holliday jedoch komplett befreit zu sein. Sie kam auf die Bühne, begrüßte die vielleicht aus 25 Menschen bestehende Crowd und startete direkt mit einem Beat, der jedem im Club bewusst machte: Sie ist ganz und gar hier und sie ist bereit.
Passend zu der Einstellung startete die Musikerin mit ihrer Single „On My Own Wave“ von ihrer 2023 erschienenen Doppel-EP INVALUABLE VOL. 1 & 2. Dabei streichelte ihre warme Stimme kontinuierlich die scharfen Downtempotöne und sie selbst wirkte wie gänzlich verschlungen in den tiefblauen Bühnenlichtern. Man sah lediglich eine Silhouette, die zu epischen Elektro-Beats hin- und herschwankte.
Das Publikum, das anfänglich noch irritiert und unsicher in Richtung Stage blickte, tanzte bald immer ausgelassener und bewegte die Köpfe gar schlangenartig zum hypnotischen Rhythmus. Minuspunkt: Was dabei allerdings ein wenig störte, war die Lautstärke des Sounds, die die Vocals ein wenig zu verschlucken schien. Aber hey, das war auch erst der Anfang, richtig, Delilah Holliday?
Große Rave-Atmosphäre ganz im Alleingang
Neben Liedern von ihrer Doppel-EP performte sie auch Songs von ihrer anderen Band, Skinny Girl Diet, und deren 2021 erschienenen Werk COLLECTIVE CONSCIOUSNESS. Vor allem bei „Delilah The Spider“ merkte man der gelösten Feier-Stimmung nicht an, dass die Künstlerin komplett alleine auf der Bühne stand und sich neben dem Gesang auch noch um den Sound kümmern musste. Denn während sie lässig auf ihrem Board den Beat zum Droppen brachte, dancte Delilah Holliday gleichzeitig zu ihren Tracks – und zwar so sinnlich als würde sie die zum ersten Mal live mit Haut und Haar erleben. Vollkommen in ihrer eigenen Welt genoss sie mit geschlossenen Augen den Moment, in dem die sanfte Melodie kurz stoppte, damit der Bass einsetzen konnte. Dann der Bruch mit „Burn Money“, in dessen punkig-aggressiven Refrain sie einfach nur noch ins Mikro schrie.
Obwohl sie gänzlich in sich konzentriert wirkte, erklärte sie uns in einem Interview danach vor allem auf die Reaktion der Crowd geachtet zu haben: „Da war ein Typ ganz vorne im Publikum, der die ganze Zeit richtig mitgetanzt hat. Sowas liebe ich!“ Und wir auch.
Während des Psychedelic-Tracks „Drugs, Again?“ schien dann gegen Ende der 30-minütigen Show die Laune im Venue tatsächlich auf dem Höhepunkt angelangt zu sein. Delilah Holliday sprang umhüllt von flackernden rot-weißen Lichtern über die Stage und die Zuschauer:innen taten es ihr gleich. Danach beendete sie mit „Silent Streets“ und besonders markanten Synthies ihren Konzert-Part. Durchaus ein plötzlicher Cut, denn gerade als die Besucher:innen so richtig in ihre Musik eintauchten, musste sie die Bühne schon wieder ohne Zugabe verlassen.
„Ich liebe es, auf Tour zu sein. Und es gibt mir Hoffnung, eines Tages auch meine eigene Headliner-Tour zu haben“, gab sie den Berliner:innen noch mit auf den Weg. Und eine noch umfangreichere Show von ihr möchte man nun allzu gerne sehen!
Fazit: Delilah Holliday kombinierte aggressive Beats mit ihrem wohligen Stimmorgan und bewegte sich dabei genrefluid zwischen einem Hauch Alternative-Indie, Psychedelic, entspannten Lo-Fi-Soul-Elementen und einer Prise Punk – und das zu jedem Zeitpunkt absolut selbstbewusst.