Der Ernst des Lebens


Blink 182: Der Ort des Interviews ist die perfekte Punkrock-Antithese: ein Fünf-Sterne-Golf-Resort bei San Diego mit weitläufigen Parkanlagen, viel Gold, zentimeterdicken Teppiche; eine große Suite voller Pseudo-Klassizismus. Symptomatisch für das fünfte Album der liebenswerten Vollspacken? Irgendwie schon. Denn es klingt voluminös, aufpoliert, hübsch zurechtfrisiert, ambitioniert. Keine klebrigen Zwo-dreivier-Punkrock-Knaller, dafür schmissiger Midtempo-Powerpop mit einigen Brüchen und versiert komponierten Songbausteinen. Was blieb, ist die Melodie, die sich umgehend im Ohr festbeißt. Dazu künden die Texte auf humorvolle (und eben nicht mehr zotig platte] Weise von den Dingen des Alltags: Mädels, Mädels, Mädels. Drummer Travis Barker, inzwischen eine wandelnde Litfasssäule mit geschätzten 60 Tattoos, erklärt: „Es lässt sich nicht leugnen: Mit dem Alter beginnst du, stärker zu reflektieren. Nicht dass wir den Spaß verloren hätten. Aber ein bisschen Ernst ist auch nicht schlecht von Zeit zu Zeit.“ J ja: Dinge ändern sich. Blink 182 ereilt die Reife des Alters. Gitarrist Tom Delonge wurde Ehemann und unlängst Papi, und auch Travis erwartet sehnsüchtig die Niederkunft seiner Freundin, eines Ex-Playmates mit einem“.fürjeden Mann geradezu traumhaften Faible für gute Pornos“. Zudem gab es zuletzt musikalische Erfahrungen abseits der Pop-Punk-Pfade: Tom gönnte sich ein wenig Emo mit Boxcar Racer, und Travis gründete mit Rancid-SängerTim Armstrong dieHipHop-meets-Punk-meets-aUes-Mögliche-Band The Transplants und entdeckte dabei ganz neue Welten. All das spiegelt sich wieder auf einem Album, das zunächst“.Use Your Erection Part I & II heißen sollte, aufgrund der Ernsthaftigkeit des Anliegens nun aber den schlichten Titel blink 182 bekam. Denn, so Travis: „Die Platte ist ein kompletter Neuanfang. Es sollte sich anfühlen, als hätten wir noch nie zusammen Musik gemacht. Wir wollen damit ernstgenommen werden. “ Ob die Fans da mitwollen? Das wird spannend.

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