Der politische Kampf ist für Rage Against The Machine fast noch wichtiger als die Musik.


Ein Gespräch mit Gitarrist Tom Morello

Die Welt wartet auf ein neues Album von RATM. Doch ihr veröffentlicht lieber ein Video samt Single („The Ghost Of Tom Joad“). Wieso?

Nun, all diese Clips haben sich in den letzten vier Jahren bei mir zu Hause angesammelt. Ich habe sie mir öfter angesehen und mich schließlich entschieden, sie zu veröffentlichen. Das Ganze faßt die Entwicklung der Band zusammen – von den ersten Club-Auftritten bis zu unserem Konzert beim Reading Festival 1996 und der letzten Show im Herbst 1997.

Warum ein Cover von „The Ghost Of Tom Joad“? Wohl doch nicht, weil Bruce Springsteen zu euren großen musikalischen Vorbildern zählt?

(lacht) Ganz ehrlich – ich habe eine große Schwäche für die politischen Folksongs von Bob Dylan, Woody Guthrie oder auch Bruce Springsteen. Aber wir sind nun mal Rage Against The Machine. Der Text hat zwar ganz hervorragend in unser Repertoire gepaßt, aber die Musik mußten wir doch etwas umstricken.

Du hast im letzten Jahr mit Snoop Doggy Dogg („Snoop Bounce“) und The Prodigy („No Man Army“) gearbeitet. Hat das irgendeinen Einfluß auf den typischen RATM-Sound?

In der Vergangenheit war es eher so, daß wir nur dann echte Fortschritte erzielten, wenn wir einfach drauflos gespielt haben. Was The Prodigy betrifft, so haben sie meinen Gitarrensound sicherlich nachhaltig beeinflußt. Ich finde ihre Rhythmen und Hooks einfach ungemein inspirierend. Übrigens nehme ich gerade ein neues Stück mit ihnen auf- ich habe Liam Howlett erst gestern ein Band mit einigen Songideen geschickt..

Wie kommt es, daß ihr so fürchterlich langsam seid, wenn es ums Aufnehmen neuer Songs geht?

Gute Frage – es ist wirklich eine ziemliche Schande, daß Rage in den letzten sechs Jahren nur zwei Alben veröffentlicht haben. Aber wir sind eben nicht nur Musiker, sondern verfolgen unterschiedliche Interessen. Davon kann ich mich nicht ausnehmen – ich arbeite zum Beispiel gerade mit Unite, der Textilgewerkschaft in Los Angeles.

Wofür Du sogar verhaftest wurdest.

Ja, bei einer Aktion gegen Guess Incorporated. Unite ist eine militante Gewerkschaft, die versucht, die Arbeiter von Guess zu organsieren und die Öffentlichkeit darüber zu informieren, unter welchen Bedingungen bestimmte Artikel hergestellt werden. Leider ist Guess sehr clever, was Werbung angeht Die verkaufen sich als hip und cool, verweigern ihren Arbeitern aber die kleinsten Sozialleistungen.

Droht die Band bei diesen Aktivitäten nicht langsam, zum Hobby zu werden?

Irgendwie schon, aber die anderen Dinge sind uns eben sehr wichtig. Die Band kann einen viel größeren Einfluß nehmen als einzelne Personen. Trotzdem hoffe ich, daß wir nicht nur den Zapatisten in Mexiko helfen und einige Leute aus dem dem Gefängnis befreien können, sondern auch weiterhin großartige Musik machen. Das ist mir mindestens genauso wichtig.

Macht euch euer Aktivismus in den USA nicht allmählich zum Staatsfeind No.1?

Ich denke, man muß seinen Prinzipien unter allen Umständen treu bleiben, ganz egal, welche Konsequenzen das im Zweifelsfall haben könnte.