Die 50 besten Platten des Jahres 2018
Wir haben abgestimmt und die (subjektiv) einzig wahre Liste erstellt: Das sind die 50 Favoriten der ME-Redaktion und somit die besten Alben des Jahres 2018. Ha!
Platz 39: The Internet – HIVE MIND
Columbia/Sony (VÖ: 20.7.)
„They gon’ get us to come together“: Auf ihrer vierten Platte zeigt sich das Quintett aus L.A. auf dem Höhepunkt seiner kollektiven Superkräfte: Die Sounds und Stärken der einzelnen Mitglieder strahlen alle in eigenem Licht und finden zusammen zu einer raffinierten, warm glimmenden Synchronisierung von HipHop und Soul. Patrick Paige II spielt ultrageschmeidige Basslines, Ex-Odd-Future-Mann Matt Martians baut nervöse Synthies ein und Syds schöner Falsett-Gesang legt sich weich um die Halftime-Grooves. Eine der besten Neo-Soul-Platten des Jahres. Annett Scheffel
Platz 38: Villagers – THE ART OF PRETENDING TO SWIM
Domino/GoodToGo (VÖ: 21.9.)
Mit dem Vorgänger DARLING ARITHMETIC ging Conor O’Brien 2015 zwei Schritte zurück. Er verwarf die Beats, die er eben noch mit {AWAYLAND} für sich entdeckt hatte, und präsentierte ein Album, das noch zurückgenommener als sein vorwiegend akustisch gehaltenes Debüt BECOMING A JACKAL geriet. Schließlich war DARLING ARITHMETIC sein musikalisches Coming-out. Von dort aus macht er nun einen gewaltigen Satz nach vorne: Sein viertes Album ist lebensbejahender Kunterbunt-Pop mit Lust an spinnerten Sounds. Die Diskrepanz des humorvollen Iren zu seiner Musik ist endgültig überwunden. Stephan Rehm Rozanes
Platz 37: Florence & The Machine – HIGH AS HOPE
Island/Universal (VÖ: 29.6.)
Superlative zu steigern mag in der Grammatik unmöglich sein – in der Popmusik hat Stimmwunder Florence Welch aber einen Weg dafür gefunden. Ihr viertes Album ist wieder einmal ein melodramatisches, mit Streichern, Pauken, Chören, Pathos und dezenten Synthesizern beladenes Bombastwerk geworden, dessen Neuheit vor allem in den Texten liegt: Welch blickt altersweise mit Anfang 30 auf ihre wilden Zwanziger zurück, veredelt von Gästen wie Jamie xx, Kamasi Washington und Sampha. Superbst. Was aber soll da jetzt noch kommen, wenn keine Wiederholung? Fabian Soethof
Platz 36: Rhye – BLOOD
Caroline/Universal (VÖ: 2.2.)
Ein harter Break-up, dem man doch ausgerechnet so einer Fee wie Mike Milosh, dem Mann mit der fragilen Stimme hinter Rhye, niemals gewünscht hätte: Aus dem Duo wurde plötzlich ein Soloprojekt. Mikes Soloprojekt, der mit BLOOD eine der strahlendsten Pop-Platten des Jahres aufgenommen hat. Tanzbare Stücke sind das, auf Hochglanz poliert, und damit für Rhye recht untypisch, kennt man vom Vorgänger doch vor allem ruhig Fließendes, gar Schwelgerisches. Zurückhaltende können jetzt also endlich mit dem Fuß wippen, Extrovertierte sogar mit beiden. Jördis Hagemeier
Platz 35: Der Nino aus Wien – DER NINO AUS WIEN
Problembär/Rough Trade (VÖ: 12.10.)
Wie hat es dieser Nino Mandl bitte schön geschafft, sich auch auf seinem zehnten Album innerhalb von zehn Jahren diese Lässigkeit zu bewahren? Selbst einen Peitscher wie den Opener „Unterwegs“ mit seinen Stadionrock-Anwandlungen scheint Mandl auf der Eckbank kauernd vorzutragen – stets mit diesem Blick in den nicht ermüden wollenden Augen, die genau beobachten, was wir gar nicht erst sehen. Der Nino aus Wien ist der quintessenzielle Star des Austropop-Revivals, sein Jubiläumsalbum wie eine Compilation, auf der Wanda, Ja, Panik und Bilderbuch wie selbstverständlich nebeneinanderstehen, in sweet harmony. Stephan Rehm Rozanes
Platz 34: A.A.L. (Against All Logic) – 2012–2017
Other People/Rough Trade (VÖ: 18.5.)
Fast unbemerkt droppte Nicolas Jaar im Frühjahr diese grandiose Sammlung souliger House-Banger, unter dem kaum bekannten Pseudonym A.A.L. Der chilenisch-amerikanische Produzent liebt das Alias-Versteckspiel. Gemessen an der Genre-Bandbreite, die er von Neo-Klassik über experimentelle Elektronik bis zu IDM beeindruckend bespielt, scheint die Aufspaltung in multiple Persönlichkeiten fast unausweichlich. Mit 2012 – 2017 holt er die durch das etwas sperrige SIRENS verlorenen Schäfchen zurück auf den Dancefloor. Und beweist, dass er natürlich auch diesen bestens im Griff hat. Laura Aha
Platz 33: Ross From Friends – FAMILY PORTRAIT
Brainfeeder/Rough Trade (VÖ: 27.7.)
Ein Debütalbum, das zeigt, wie genial schlechte Witze und schöne Erinnerungen aus den 90ern, 80s-Wave, Zeitlos-Techno und House zusammenpassen – und eines, auf das die Clubkids einen ganzen verdammten Winter lang sehnlichst gewartet haben. Nicht nur in Europa und allen voran im UK, der Heimat von Ross From Friends alias Felix Weatherall aus Essex, sondern sogar in fucking America: Dort spielte der Sitcom-Fan (echt wahr!) im Rahmen seiner ersten ausgedehnten Tour immer wieder in komplett ausverkauften Venues. Und das natürlich: völlig zu Recht. Jördis Hagemeier
Platz 32: Anna Calvi – THE HUNTER
Domino/GoodToGo (VÖ: 31.8.)
Wenn es stimmt, dass Frauen gerade den Gitarren-Rock erobern, ist Anna Calvi the leaderess of the pack. Auf ihrem dritten Album HUNTER hinterfragt die Britin Gendernormen und feiert die weibliche Sexualität – nicht ohne Grund: Ihr zum Album erschienenes feministisches Manifest ist gleichzeitig ihr Coming-out als lesbische Frau. HUNTER ist der ausgestreckte Mittelfinger an alle Machos, die Männlichkeit an der Hantelbank verhandeln wollen und beweist, dass auch eine zierliche Frau ein „Alpha“ sein kann. Laura Aha
Platz 31: Shame – SONGS OF PRAISE
Dead Oceans/Cargo (VÖ: 12.1.)
Gerne wird geredet vom Brexit und seinen musikalischen Folgen, einem UK-Punk-Revival gar! Well, der Begriff „Punk“ war schon vor 40 Jahren so unscharf besetzt, warum sollte das heute anders sein? Das Debüt von Shame mag noch so vor Frust und Spott strotzen, aber es steckt zu viel konstruktive Kraft, melodiöse Pracht und ein (mittelfristig verhängnisvoller?) Hang zum Hymnischen in den Süd-Londonern – das ist ganz sicher kein Punk, sondern eben Postpunk. Es verneint die Zukunft mitnichten, nur weil Shame in einer Dagegenwart leben. Oliver Götz
Platz 30: Suede – THE BLUE HOUR
Rhino/Warner (VÖ: 21.9.)
In den 90ern waren sie der Inbegriff von Großstadtpop. Die Skyscrapers, die Casinos, die Peepshows waren Brett Andersons Vokabular. Im Vorfeld des Finales von Suedes Comeback- Trilogie zog er nun von London ins ländliche Somerset, wo sich ein Kreis für ihn schloss. In der Provinz aufgewachsen, verfasste er hier seine Memoiren und seine außergewöhnlichste Platte seit DOG MAN STAR 1994. Mönchschöre, Orchesterbegleitung und Spoken-Word-Skizzen hätte man nicht von einer Band erwartet, die sich bequem auf ihren Greatest Hits hätte ausruhen können. Stephan Rehm Rozanes
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