Kolumne

Die 50 geilsten Songs des Jahres 2024 – laut Linus Volkmann


Die 50 großartigsten Stücke eines anstrengenden Jahres. Eine kommentierte Hitliste – handverlesen von Linus Volkmann.

Kennen auch andere eigentlich diesen einen Gedanken, wenn sich vor ihnen die grellen Slides des alldezemberlichen Spotify Wrapped entblättern? Er geht so: „Oh, Gott! Das hier darf auf keinen Fall jemand jemals in die Finger bekommen!!!!“ Die Klagen allerorts lassen mich kalt, wie lahm es wäre, sein Wrapped auf Social Media auszustellen. Ich wünsche viel mehr, ich müsste der Versuchung widerstehen, diese personalisierte Gratis-Werbung für den unsympathischen Streamingdienst zu teilen. Aber was sollen die Leute denken! Daher vergewissere ich mich, dass bloß niemand hinter mir steht, wenn ich mir diesen Car Crash der gegen meinen Willen erfolgten Datensammlung anschaue. In meinem Kopf versuchen beruhigende Stimmen zu schlichten: „Ach, Du benutzt Spotify doch kaum“, sage ich mir. „Du hast eigentlich einen viel besseren Musikgeschmack, als bloß diese Grindcore-Alben, die du immer im Zug komplett durchhörst, wenn du dich wieder via Audio von den unangenehmen Mitreisenden dissoziieren willst.“ Naja, mein Wort in Gottes Ohr und Spotifys Wrapped Anus.

Auf jeden Fall bin ich sehr froh, euch hier nun die wirkliche wahre Geschichte des Pop-Jahres 2024 in 50+1 Song erzählen zu dürfen. Meine Lieblings-Stücke des mal wieder schwierigen Jahres – hier für euch zum Nachsingen, -fühlen, -weinen, -tanzen. Auch aufbereitet als Spotify-Playlist. What an irony. Viel Glück hiermit, ich riech‘ euch später.

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50+1 Tomte – „In Köln und dann in meinem Zimmer“

Der Song ist so alt wie die D-Mark, aber da Thees Uhlmann dieses Jahr eine epische „Best Of“ veröffentlicht hat, kann man das Stück als Bonustrack ja wohl gelten lassen. Ich habe „In Köln und dann in meinem Zimmer“ in den Neunzigern in Köln gehört und war instant verliebt. Es war das erste, was ich von diesen Vögeln von Tomte (noch in der Hemmoor-Besetzung) je gehört hatte. Bestechend kurz (1:40), dringlich und emo. Ein wunderbarer Auftakt für diese Liste hier. Also Leute, was ist los, habt ihr Bock?!

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50 Lola Young – „Messy“

Okay, dann nimmt die Abrechnung mit dem nächsten Katastrophenjahr in Reihe ihren Ausgang: Lola Young aus London hat eine Hymne geschrieben darüber, im Alltag eine Katastrophe für sich und andere zu sein. Und spätestens wenn sie singt „I pull a Britney every other week“, fühle ich mich mehr gemeint, als mir lieb ist. Tolles Stück zwischen Empowerment und Selbstanzeige.

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49 Finch x SDP × Phil The Beat – „Abenteuerland“

In einer unheiligen Zeremonie wird der Auffahrunfall-Song „Abenteuerland“ von Pur im durchgebassten 90s-Sound zu neuem Leben verhext. „Friedhof der Kuscheltiere“ von Stephen King war dagegen noch Familienunterhaltung. Ein satanischer Banger für alle, die ab 1,5 Promille gern noch mal die YouTube-Disco aufschließen.

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48 Lyschko – „Ein letztes bisschen Leben“

Ich weiß nicht, ob das so sein soll, aber die Stimme von Lina Holzrichter gibt mir verbotene Flashbacks auf jene von Ina Deter („Neue Männer braucht das Land“). Lyschko besitzen überhaupt so eine Achtziger-Deutschrock-Atmo, dass ich bei ihnen oft denke: Ach, es war ja auch nicht alles schlecht unter Klaus Lage. Liegt vermutlich daran, dass die Solinger Band diese Art Sound in einem sehr zeitgemäßen Neo-New-Wave frittiert hat. Worauf ich hinaus will: Klingt im Ergebnis wirklich verdammt unique – und ich liebe es.

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47 Peppone – „Du kannst mich morgen“

Auch wenn es die Band mit Magdeburg-Hintergrund schon ewig gibt, deuten die Klickzahlen auf YouTube darauf hin, dass ich sie nicht als bekannt voraussetzen sollte. Peppone machen Understatement-Powerpop, der an Love A oder grafzahl erinnert. Wenn euch auch diese Namen fremd sein sollten, hört erst recht hier mal rein. Ich mag das Tröstliche in diesem Stück, in diesen Zeilen. Ein Song, der will, dass man sich nicht dauernd wegen FOMO fertig macht.

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46 Vampire Weekend – „Capricorn“

Ich habe keine Ahnung von verträumter Hippiemusik, ich habe keinen Plan vom Sommer der Liebe 1967 – aber ungefähr so stelle ich mir beides vor. Auf „Capricorn“ mag ich vor allem diesen kiffigen Percussion-Overload und vor allem diese wohlwollende Stimmung.

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