Alle Welt reißt sich gerade um den allenfalls semi-interessanten Barden Pete Yorn - ein Album mit Hollywood-Hottie Scarlett Johansson macht s möglich.
Das Leben ist ungerecht. Als Ende Juli sein viertes Album BACK & FOURTH erschien, wollte kein Mensch mit Pete Yorn reden. Und die Kritiken waren auch nicht gerade gnädig. Als Langweiler vom Dienst und „Schmalspur-Ryan-Adams“ abgewatscht zu werden ist der baumlange Slacker aus New Jersey längst gewöhnt – trotzdem macht er immer weiter. Schließlich kann sich der stud lerte Pädagoge auf seine Familie verlassen: Papa ist Zahnarzt und die beiden älteren Brüder haben einflussreiche Posten in der Musik- und Filmszene von Los Angeles. Weshalb Pete Yorn an lukrativen Soundtracks ä la „Spiderman“, „Shrek 2“ und „My Sister’s Keeper“ beteiligt ist – und problemloser als unsereins an die Telefonnummer von Scarlett Johansson kommt.
„Er hat mich einfach angerufen, und gefragt, ob ich nicht Lust hätte, ein Album mit ihm zu machen“, erklärt die Actrice per Satellitenschaltung aus New York. „Das hat mich so überrascht, dass ich nicht nein sagen konnte.“ Dabei hatte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht einen Ton im Studio gesungen: Es war der Sommer 2006, lange vor Johanssons Tom-Waits-Cover-Album ANY-WHERE I LAV MV HEAU, als Yorn sie zu zwei Sessions ins Studio lud. „Ich hatte keine Ahnung, wie sie klingt, aber sie war genau die Sorte Frau, die ich für diesen Part brauchte. Eben so ein Brigitte-Bardot-Typ, mit dem ich meine Ex eifersüchtig machen konnte“, tönt Yorn aus Kansas City -und evoziert Gekicher von seiner zugeschalteten Sanges-Partnerin. Schließlich habe er gerade eine üble Trennung hinter sich gebracht, die er habe kompensieren müssen: mit einem Konzcptalbum namens BKEAK l’P, das sich an den Arbeiten von Lee Hazelwood mit Nancy Sinatra bzw. Serge Gainsbourg mit Brigitte Bardot orientiert – Motto: die Schöne und das Biest -, wenn auch mit weniger frivolem Beat als vielmehr staubigem Folk-Rock und längst nicht so doppeldeutigen, gewagten Texten. “ Ich habe mir einfach den Frust von der Seele geschrieben. Und siehe da: Sogar meiner Ex hat es gefallen.“ Nicht so Yorns Stammlabel, weshalb das Werk jetzt – mit entsprechender Verspätung – bei Scarlett Johanssons Plattenfirma erscheint, und dafür sorgt, dass Pete Yorn erstmals einen internationalen Promo-Marathon erlebt: 24 Interviews in vier Stunden – mit Medien rund um den Globus. „Vielleicht sollte ich öfter was mit schönen Frauen machen“ : , scherzt er. Und denkt im nächsten Moment laut über eine Tournee mit Frau Johansson nach. “ Ich fürchte, das wird nichts – ich habe nämlich Lampenfieber.“ – „Und das sagst du erst jetzt?“ kommt’s vom anderen Ende der Leitung, wo wohl gerade die Hoffnung auf via Madame volle Konzertsäle zerplatzt ist. „Gut. Sollte dieses Album Nummer I in Deutschland werden, gehen wir bei euch auf Tour“, bietet Johansson schelmisch-diplomatisch an und erklärt dann gleich noch das vorzeitige Ende ihrer kurzen Musikerkarriere: “ Ich habe nicht vor, noch mehr in der Richtung zu machen. Und ich plane auch kein neues Album mit eigenen Songs. Das ist nur ein Gerücht.“ Dem jede Grundlage fehlt: ANVWHERE I LAV MY HEAD war trotz Unterstützung von David Bowie und TV On The Radio ein ziemlicher Flop. Zumindest da sind sich die Schöne und der Nerd nicht unähnlich.
