Die Tangs in Ost-Bertin
“ Ick gloob dit nich, nee, det jibt’s janich !!“ entfuhr es in echtem Berlinerisch dem jugendlichen Jeans-Träger im feudalen Ost-Berliner “ Palast der Republik“. Im ausverkauften Saal präsentierte die West-Berliner Avantgarde-Rockgruppe Tangerine Dream voll synthetische Klangcollagen, optisch unterstützt von Computerfilmen und Laser-Effekten. Bühnenbildner hatten mit weißen Tüchern eine kühle Mondlandschaft drapiert. Darin türmten sich 22 Keyboards, Sequenzer, Synthesizer, Klangcomputer, Tongeneratoren-das ganze eindrucksvolle elektronische Equipment mit flirrenden Lampen und wandernden Lichtpunkten.
Die „Tangs“ sind die erste internationale renommierte Rockband, die in der DDR auftrat. Nach zwei Jahren Konzertabstinenz spielten TD mit einem neuen Mann an den Keyboards: Johannes Schmölling, vorher Tonmeister an der Berliner „Schaubühne“. DasTrioverzichtetkonsequent auf „natürliche Klänge“ und hat längst wieder Schlagzeug und Gesang aus dem musikalischen Konzept verbannt. Das Konzert am 3 ) .Januar wurde vom(Ost-)“Berliner Rundfunk“ veranstaltet, die Redaktion lag in den Händen des Jugendmagazins „DT 64“,dastäglich drei Stunden lang Rockmusik und Information sendet.Wegen des zu erwartenden Andrangs hatte es zwei Veranstaltungen gegeben, die innerhalb von zwei Stunden ausverkauft waren. Eintrittskarten, Normalpreis um die 8 Mark ( Mark, nicht D-Mark!!!) kosteten auf dem Schwarzmarkt bis zu 3oo Mark.
Das überwiegend jugendliche Publikum quittierte die ungewohnten Tonfetzen, Klangdetonationen und Geräuschatmosphären mit regem Pfeifen: in der DDR durchaus ein Zeichen von Beifall und Sympathie.Nach einer Zugabe ging man begeistert, aber doch fassungslos nach Hause. Die zahlreichen Ordnungskräfte, zur Abwehr von Krawallen auffällig im „Palast“ verteilt, waren umsonst gekommen. Zu prügeln gab es absolut nichts.