Dire Straits
Gitarren-Soli erobern sich die Rockmusik zurück. “ Was der Berliner New Wave-Poet Max Goldt seinerzeit eher scherzhaft prophezeite, ist harte Realität geworden: Erst nach der 15minütigen Tour de Force durch „Sultans Of Swing“ hatte Mark Knopfler die 6000 Hörer in der Halle so richtig auf den Beinen.
Dabei war die Stimmung von Anfang an glänzend: Quartzgenau um 20 Uhr springen Mark und seine Mannen auf die Bretter. Dominierender Mittelpunkt, logisch, ist von Anfang an Knopfler, der sich trotzdem auf der Bühne sehr zurückhaltend verhält. Da kommt ihm höchstens ein „Hello, good evening“ über die Lippen; ansonsten ist nicht Showtime, sondern Musik pur angesagt. Und da haben die Straits, Fans wissen das längst, auch live alles zu bieten, was die Alben hergeben: perlender Gitarrenrausch, durchsichtig luftiger Sound und was der gängigen Attribute mehr sind.
Wohltuend dabei, daß alles unangestrengt, leichtgewichtig, locker rüberkommt; keinerlei geheuchelte Ekstase, kein Plastik-Schweiß, der einem so manches Konzert verlitten hat. Einzig Jack Sonni (als zweiter Gitarrist) und „Alt-Strait“ John Illsley am Baß zeigen Ansätze von Bühnen-Choreographie, die allerdings eher schüchtern wirken. Mark Knopfler selbst beschränkt sich hin und wieder auf rhythmisches Hüftwippen, wenn der Takt es erlaubt. Alles sehr diszipliniert, abgezirkelt, perfekt.
Genau das war es: ein perfektes Konzert. Alan Clark und Guy Fletcher webten den dichten Keyboard-Teppich, satter Rhythmus-Drive von Drummer Williams, obendrein das obligate Saxophon des zwischen sanft und bissig pendelnden Chris White. Alles überstrahlt von den Gitarren-Künsten Knopflers, der die ücks nur so aus dem Ärmel schüttelt, nie verkrampft und jeden Song, auch die schmachtendste Ballade, zu einem spannenden Höhepunkt führt. Mitunter mit erstaunlich brutaler Lautstärke: Was Mark Knopfler an Filigranem bot, knallte Gitarren-Sideman Jack Sonni an Dezibel raus, stellenweise recht unkontrolliert und nervtötend. Alles muß halt in den großen Topf, wenn’s rundum perfekt sein soll.