Diskussion über den Nahostkonflikt bei „Hart aber fair“ eskaliert


Enissa Amani und Julia Klöckner streiten über den Nahostkonflikt und Opferzahlen, dann kommt es zu Sexismus-Vorwürfen.

In der ARD-Talkshow „Hart aber fair“, moderiert von Louis Klamroth, kam es am Montagabend (12. August 2024) zu einer Diskussion über den Nahostkonflikt, die viele unglückliche Momente hervorbrachte. Von Beginn an clashten die Ansichten, insbesondere zwischen der CDU-Bundestagsabgeordneten Julia Klöckner und der Aktivistin sowie Comedian Enissa Amani. Klamroth wirkte überfordert damit, die aus dem Ruder laufende Debatten zu lenken.

Klöckner vs. Amani über Israel und Palästina

Die Diskussion offenbarte die tiefen Spaltungen der deutschen Meinungen zum Nahostkonflikt. Grünen-Politikerin Lamya Kaddor kritisierte die deutsche Handhabung des Themas und merkte an: „In Deutschland haben wir es nicht geschafft, angemessen mit dem Konflikt umzugehen. Uns fehlt die Differenzierung. Es ist immer entweder oder.“

Zu den Gästen zählten neben Klöckner und Amani der Chefredakteur der „Jüdischen Allgemeinen“ Philipp Peyman Engel, der Soziologe Jules El-Khatib sowie der Nahost-Experte Daniel Gerlach. Besonders kontrovers war die Auseinandersetzung zwischen Klöckner und Amani, wobei Klöckner die Position vertrat, dass Israel das Recht zur Verteidigung habe und als einzige Demokratie in der Region besondere Unterstützung verdiene. Amani widersprach entschieden und wies auf die hohen zivilen Verluste hin.

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Die Debatte eskalierte, als Chefredakteur Engel Amani vorwarf, Hamas-Propaganda zu verbreiten, was zu einem hitzigen Wortgefecht führte, bei dem beide Seiten versuchten, sich gegenseitig zu übertönen. Engel sprach weiter von einem „antisemitischen Dammbruch von links“ seit dem 7. Oktober 2023, während Amani ihm vorwarf, die Opfer des Konflikts zu ignorieren.

Diskussion über Opferzahlen und Waffenlieferungen

Die Diskussion nahm eine zynische Wendung, als die Zahl von 40.000 getöteten Palästinenser:innen genannt wurde. Klöckner äußerte Zweifel an Zahlen, die von „Terroristen“ stammen würden, während andere Quellen von 25.000 bis 35.000 Toten berichteten. Philipp Peyman Engel, bemerkte, dass einige der erschreckenden Bilder von Bombenangriffen auf Schulen „altes Videomaterial der Hamas“ sein könnten.

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El-Khatib, der familiäre Wurzeln in Gaza hat, forderte, dass Deutschland keine Waffen mehr an Israel liefert und sich nicht hinter die israelische Regierung stellt. Er berichtete von persönlichen Verlusten und kritisierte das geringe Interesse deutscher Politiker am Leid der Palästinenser:innen. Kaddor unterstützte diesen Standpunkt und betonte, dass Solidarität mit Israel nicht bedeute, die Vergehen der israelischen Armee zu ignorieren.

Sexismus-Vorwürfe führen zu eskalierender Debatte

Die Diskussion erreichte ihren Höhepunkt, als Engel Amani unterbrach und sie mit seinen Kindern verglich, was Amani als sexistisch empfand. Diese Auseinandersetzung führte zu weiteren Spannungen, die Moderator Louis Klamroth nur schwer kontrollieren konnte. Am Ende der Sendung blieb wenig Raum für konstruktive Lösungsansätze, da die Diskussion von persönlichen Angriffen und gegenseitigen Vorwürfen dominiert wurde.

Nach 75 Minuten zog Klamroth ein eigenes Fazit: „Das war keine ganz einfache Sendung.“ Die Diskussion entglitt zunehmend in ein Chaos aus lautstarken Unterbrechungen. Die oft geäußerte Bitte „Lassen Sie mich ausreden“ war allgegenwärtig, während die eigentliche inhaltliche Auseinandersetzung auf der Strecke blieb.

Auch Enissa Amani wandte sich nach der Ausstrahlung der Sendung über Instagram an ihre Follower:innen und bezog Stellung zu den Hasskommentaren und Diskussionen, die die Talkshows ins Rollen brachte.

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Trotz der chaotischen Diskussionen kann Louis Klamroth aufatmen: Die ARD hat bereits entschieden, dass „Hart aber fair“ auch 2025 fortgesetzt wird. Allerdings soll das Format überarbeitet werden, um ein jüngeres Publikum anzusprechen.